Frankreich: Bürger stimmen für Erhalt ihres Gotteshauses

Rettung einer Kirche

Bei einer Volksbefragung in der 35.000-Einwohner-Kommune Saint-Chamond in Zentralfrankreich sind am Sonntag vier Fünftel der abgegebenen Stimmen für die Fortsetzung der Renovierung des größten Gotteshauses am Ort abgegeben worden. Die Wahlbeteiligung lag bei über 28 Prozent, wie französische Medien am Montag berichteten. Erstmals hatten die Einwohner einer Kommune in Frankreich damit Gelegenheit, sich über Abriss oder Erhalt einer Kirche auszusprechen. Das Ergebnis der Abstimmung ist für den Stadtrat allerdings nicht verbindlich.

 (DR)

Es ging um das Schicksal der aus dem 19. Jahrhundert stammenden größten Kirche der Stadt. Die Volksbefragung wurde vom sozialistischen Bürgermeister Philippe Kizirian angesetzt. Die Muttergotteskirche war 1881 eingeweiht worden. Sie ist seit 2004 geschlossen. Damals drohte einer der beiden Türme einzustürzen und musste abgerissen werden. Seither finden Restaurierungsarbeiten statt.

Die Stadt informierte mit mehreren Bürgerversammlungen und einer Broschüre über die Alternativen. Sie kommt darin zu dem Schluss, dass sowohl für den Abriss als auch für die Fortsetzung der Renovierung mit Kosten in Höhe von jeweils rund drei Millionen Euro gerechnet werden müsse.

Nach Angaben der französischen katholischen Tageszeitung «La Croix» wurden in den vergangenen 20 Jahren bereits rund vier Millionen Euro in die Renovierung des Gotteshauses gesteckt. Das zuständige Bistum Saint-Etienne sei bereit, einem Abriss der Kirche zuzustimmen. Bedingung sei allerdings, dass eine kleinere und funktionellere Kirche in unmittelbarer Nähe errichtet werde. Die Zustimmung des Bistums ist Voraussetzung für einen Abriss, den der Präfekt des Departements genehmigen müsste.

Das Gotteshaus mit rund 1.000 Plätzen ist wie alle vor 1905 errichteten Kirchen in staatlichem Besitz. Damals regelte ein bis heute geltendes Gesetz die Trennung von Kirche und Staat.

In Frankreich hatte 2007 ein Bericht des Senats Aufsehen erregt, wonach rund 2.800 Gotteshäusern der Abriss drohe, weil die Kommunen ihren Unterhalt nicht mehr finanzieren könnten. Denkmalschützer erklärten dagegen, seit 1905 seien landesweit nur 30 Kirchen abgerissen worden. Die Zahl der Kirchen in Frankreich wird auf rund 45.000 geschätzt.