Bundeskunsthalle stellt 246 Werke von Künstlern der Moderne aus

"Die Gipfel der europäischen Malerei erklimmen"

Der deutsche Maler Gerhard Richter soll es als sein Lieblingsmuseum bezeichnet haben - weil es eines sei, "das sich noch um Kunst kümmert". Arp, van Gogh, Miro, Monet, Picasso, Rodin und Zenuik: 246 Werke von 96 Künstlern der modernen und zeitgenössischen Kunst. Nicht in Paris, London oder New York, sondern im schweizerischen Winterthur. Dort wurde vor über 100 Jahren das Kunstmuseum Winterthur von kunstbegeisterten Privatpersonen gegründet und wird noch heute von ihnen getragen.

Autor/in:
Agathe Lukassek
 (DR)

Nun muss Gerhard Richter nicht mehr in die Schweiz reisen, um sich die bedeutende Sammlung anzusehen, dem Wahl-Kölner reicht eine kurze Fahrt nach Bonn. Die Werke werden dort unter dem Titel «Gipfeltreffen der Moderne» in der Bundeskunsthalle ab Freitag bis zum 23. August ausgestellt, da die winterthurer Museumsgebäude saniert werden. Nach Bonn zieht die Ausstellung in das MART, das Museum für futuristische Kunst im norditalienischen Rovereto, und nach Salzburg in das Museum der Moderne.

Erstmals sehe er die Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen in einem anderen Haus, erklärt der Direktor des Kunstmuseums Winterthur, Dieter Schwarz. Fast alles, außer einem riesigen, «nicht reisefähigen» Monet, wurde in die Bundesstadt gebracht. Dann erzählt er die Geschichte des 1848 gegründeten Kunstvereins Winterthur.
Anfang des 20. Jahrhunderts entschieden sich die Sammler, ihre Tätigkeit auf europäisches Niveau zu führen; mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, wurde der klassizistische Museumsbau eröffnet.
Schwerpunkt damals: französische Kunst. Deshalb beginnt die Ausstellung - in Bonn wie in Winterthur - mit Impressionisten und dem «großen Akt des Pierre de Wissant» von Auguste Rodin.

In den vergangenen Jahrzehnten kamen neue Sammlungsschwerpunkte hinzu, wie die amerikanische abstrakte Malerei und die italienische Kunst. Diese stellt für Dieter Schwarz mit ihrer Originalität und Stärke einen wichtigen Baustein in der Vielfalt der Sammlung dar. So ist auch ein Italiener, Giorgio Morandi, am stärksten vertreten mit sieben seiner Stillleben.

Besucher können sich mit einem Dokumentarfilm über das Kunstmuseum Winterthur informieren. «Von Stiftern zu Anstiftern» heißt der Film, der auch am Sonntag um 18.30 Uhr auf 3Sat ausgestrahlt wird. Erzählt wird, wie die Stifter immer wieder zur Kunstbegeisterung motivieren wollen. Aus ihrer Sicht kann man in dem Museum «die Gipfel der europäischen Kunst erklimmen». So ganz übertrieben ist diese Aussage nicht, denn es befinden sich durchaus Hauptwerke der Künstler in der Sammlung. So sieht man nicht nur irgendeinen Picasso, sondern den Bronze-Kopf des «Harlekin» und dessen Ölmalerei «Mann und Frau», von Hans Arp das «Skelett» und das «Blühende» von Paul Klee.

Im letzten Ausstellungsteil, der Gegenwartskunst, befinden sich auch mehrere Bilder von Gerhard Richter. Und eine seiner seltenen plastischen Arbeiten: ein Kreuz aus reinem Gold. Als Atheist habe er es machen wollen, weil das Kreuz die europäische Kunst seit ihren Anfängen geprägt habe - und weil man dieses Zeichen heute ungern sehe. Er selbst habe aber das Werk nebenan lieber: «Wasserfall», ein Bild der Berge, das für ihn das Nach-Hause-Kommen symbolisiere.