Noch immer 100.000 Menschen von Kämpfen in Sri Lanka eingeschlossen

Im Dauerfeuer

In Sri Lanka sind auch nach der zweitägigen Waffenruhe der Armee nach UN-Angaben weiter 100.000 Menschen im Bürgerkriegsgebiet eingeschlossen. Das Militär habe den Dauerbeschuss auf das letzte Rückzugsgebiet der tamilischen Rebellen im Norden wieder aufgenommen, teilte das Hilfswerk medico international am Donnerstag in Frankfurt mit. Die eingeschlossenen Menschen würden unaufhörlich beschossen.

 (DR)

Der Geschützdonner reißt über Stunden hinweg nicht ab», berichtete der aus Sri Lanka zurückgekehrte Mitarbeiter Thomas Seibert.

UN-Nothilfekoordinator John Holmes warnte in New York vor einem Blutbad an der Nordostküste Sri Lankas. Er warf den aufständischen «Befreiungstigern von Tamil Eelam» (LTTE) vor, Zivilisten am Verlassen des Kriegsgebiets zu hindern. Die 48 Stunden Feuerpause Anfang der Woche hätten zudem nicht gereicht, um viele Menschen zu evakuieren und Hilfsgüter dorthin zu transportieren.

Auch Großbritannien und Frankreich hielten den Rebellen in einer gemeinsamen Erklärung vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Zugleich forderten der britische Außenminister David Miliband und sein französischer Amtskollege Daniel Kouchner die LTTE auf, die Waffen niederzulegen. Erst dann sei eine politische Lösung für die tamilische Minderheit möglich. An die Regierung Sri Lankas appellierten sie, eine neue Feuerpause auszurufen.

Das Hilfswerk medico kritisierte den Umgang der Armee mit Flüchtlingen. Zehntausende Menschen, denen die Flucht aus dem Kampfgebiet gelang, seien von der Armee und Paramilitärs in Lagern um die Stadt Vavuniya interniert worden. «Die völlig erschöpften und zum erheblichen Teil schwer verletzten Flüchtlinge sind dort nicht nur weiterhin unterversorgt, sondern werden entwürdigenden 'Verhören'
unterworfen», sagte Seibert. «Viele werden gefoltert oder einfach erschossen. Auch kommt es regelmäßig zu Vergewaltigungen.»

Zugleich verschärft sich den Angaben zufolge die Sicherheitslage im ganzen Land. Oppositionelle, Journalisten und Repräsentanten von Kirchen würden verhaftet, kritisierte medico. «Soll wenigstens das Leben der Zivilisten gerettet werden, muss sofort ein Waffenstillstand erklärt werden», sagte Seibert und warnte vor Massakern.

Die LTTE kämpft seit 1983 für einen unabhängigen Staat für die tamilische Minderheit in Sri Lanka. In dem Bürgerkrieg kamen bisher rund 70.000 Menschen ums Leben. Anfang 2008 kündigte die Regierung die Vernichtung der Aufständischen an und startete mehrere Offensiven. Die EU und die USA stufen die LTTE als Terrororganisation ein.