Mehrere Gebäude in Straßburg in Brand gesetzt - (Zweite Wochenendzusammenfassung

Krawalle am Rande des NATO-Gipfels

Am Rande des NATO-Gipfels ist es am Samstag in Straßburg zu massiven Krawallen gekommen. Vermummte Randalierer setzten mehrere Gebäude in Brand, dunkle Rauchschwaden zogen über die Stadt. Unter anderem wurden ein Hotel und ein leeres Zollhaus an der deutsch-französischen Grenze angezündet. Die Polizei sperrte die Europabrücke zwischen Straßburg und Kehl. Friedliche Demonstranten aus Deutschland gelangten deshalb nicht zur geplanten Abschlusskundgebung nach Straßburg.

Bilder wie im Krieg: Krawalle am Rande des NATO-Gipfels (epd)
Bilder wie im Krieg: Krawalle am Rande des NATO-Gipfels / ( epd )

Rund 1.000 militante NATO-Gegner auf französischer Seite warfen mit Molotow-Cocktails und Steinen auf die Polizisten, errichteten brennende Barrikaden und warfen Schaufensterscheiben ein. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein. Das angezündete Hotel der Kette Ibis brannte nach Angaben des Nachrichtensenders n-tv komplett aus. In dem Hotel seien wegen der erwarteten Ausschreitungen keine Gäste gewesen. Die deutsche Polizei schickte Wasserwerfer, um den Brand in dem ungenutzten Zollhaus zu löschen.

Bereits am Vormittag hatten NATO-Gegner in Straßburg eine Zufahrtsstraße zum Tagungsort blockiert, wo die Staats- und Regierungschefs aus 28 Ländern zusammengekommen waren. Die Polizei setzte auch hier Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen.

Ein vorgezogener Ostermarsch mit etwa 6.000 Menschen, der aus der deutschen Grenzstadt Kehl gestartet war, wurde gestoppt, nachdem die Polizei die Europabrücke gesperrt hatte. Damit sollte verhindert werden, dass die Randalierer auf die deutsche Rheinseite gelangen, sagte ein Polizeisprecher in Freiburg.

In Kehl blieben die Proteste friedlich. Es habe keine nennenswerten Zwischenfälle gegeben, bilanzierte der Polizeisprecher. Möglicherweise habe die starke Polizeipräsenz abschreckend auf potenzielle Gewalttäter gewirkt. Am frühen Samstagmorgen seien 26 Schwimmer, Taucher und Bootfahrer abgefangen worden, die über den Rhein zur «Passerelle»-Brücke gelangen wollten. Auf der Brücke hatte am Morgen der französische Präsident Nicolas Sarkozy die Gipfelteilnehmer empfangen.

Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) zog eine positive Bilanz des deutschen Polizeieinsatzes am Freitag und Samstag in Kehl und Baden-Baden. «Wir haben nie Stimmung gegen friedliche Demonstranten gemacht, aber wir haben klar gesagt, dass wir Gewalt nicht dulden werden», erklärte Rech in Stuttgart. Insgesamt hätten mehr als 16.000 Polizisten für Sicherheit gesorgt.

Auch die Gewerkschaft der Polizei sprach von einem vorbildlichen Einsatz auf deutscher Seite. Es sei der Umsicht des Einsatzstabes in Freiburg zu verdanken, dass die Feierlichkeiten zum 60. NATO-Jubiläum in Baden-Baden und Kehl ohne Zwischenfälle verlaufen seien, sagte Gewerkschaftschef Konrad Freiberg. Angesichts der Krawalle auf französischer Seite sprach er sich für eine europäische Polizei-Strategie bei Großveranstaltungen aus. «Die Ereignisse in Straßburg haben Kritiker an umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen in Baden-Baden und Kehl sicher verstummen lassen.»

Der deutsche Friedensaktivist Monty Schädel kündigte in Straßburg an, dass sich Friedensgruppen gerichtlich gegen Beschneidungen des Demonstrationsrechts während des NATO-Gipfels wehren wollen. Er kritisierte, dass bei der friedlichen Blockade von 500 Menschen auf einer Zufahrtsstraße zum NATO-Gipfel Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt wurden. Auch in Deutschland seien mit einer Vielzahl an Detailregelungen Möglichkeiten geschaffen worden, jederzeit in eine Demonstration einzugreifen, sagte der Sprecher der «Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinte KriegsdienstgegnerInnen».