Interesse von Finanzinvestoren und Staatsfonds - Vermögenswerte offenbar vollständig verpfändet

Zukunft von Opel weiter ungewiss

Die Zukunft des traditionsreichen deutschen Autoherstellers Opel ist weiter ungewiss. Hinter den Kulissen laufen derzeit allerdings Gespräche mit möglichen Interessenten für den Konzern. "Wir reden darüber mit Interessenten aus der Private-Equity-Branche und mit Staatsfonds beispielsweise", sagte der Europa-Chef des US-Mutterkonzerns General Motors (GM), Carl-Peter Forster, dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

 (DR)

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) umwirbt einem Medienbericht zufolge Scheichs aus Abu Dhabi als mögliche Investoren. Die Verhandlungen dürften sich allerdings immer schwieriger gestalten, da einem Magazin zufolge sämtliche Vermögenswerte von Opel verpfändet sind.

Neben den Opel-Patenten, die als Sicherheiten für Milliardenhilfen an die US-Regierung abgetreten wurden, habe der US-Mutterkonzern GM alle Opel-Vermögenswerte an US-Banken verpfändet. Das bestätigte ein Mitglied der Bundesregierung dem Nachrichtenmagazin «Focus». Der Autobauer besitze keinerlei Vermögenswerte. «Opel ist nur eine Hülle.» GM habe darauf auch keinen Zugriff mehr. Die ohnehin schwierige Investorensuche gerate für die große Koalition zur «Mission impossible», sagte der Regierungsvertreter dem Blatt weiter.

Der Plan, die GM-Tochter aus dem globalen Verbund herauszulösen, wird «Focus» zufolge komplizierter und vermutlich auch teurer als gedacht. Dem einst größten Fahrzeughersteller der Welt droht die Insolvenz. GM habe alle Opel-Standorte als Sicherheit für Kredite, die der Konzern zum Überleben braucht, an Banken verpfändet. Betroffen seien die vier deutschen Fabriken in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern, aber auch die Werke in anderen europäischen Ländern.

Unterdessen reiste Rüttgers bei der Suche nach Investoren nach Abu Dhabi. Bei einem ersten Sondierungsgespräch mit einem hohen Mitglied der Königsfamilie wurde einem Bericht der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Samstagausgabe) zufolge ein mögliches finanzielles Engagement erörtert. Ein Sprecher der Landesregierung bestätigte der Zeitung das Treffen. Weitere Gespräche auf Arbeitsebene mit dem Emirat seien vereinbart worden.

In einer Insolvenz der US-Mutter GM sieht GM-Europa-Chef Forster indes keine Gefahr für Opel. «Unsere Produktion und den Verkauf von Autos in Europa würde es nicht betreffen», sagte er dem «Spiegel». Bei einem sogenannten Verfahren nach Chapter 11 in den USA müssten die Gläubiger stärker verzichten, als sie bislang angeboten hätten. Auch die Gewerkschaften in den USA müssten dem Unternehmen stärker entgegenkommen. Dies hätte aber «keine negativen Auswirkungen auf unser Europa-Geschäft». Eine Gefahr sieht Forster allerdings darin, dass ein Insolvenzverfahren in den USA Autokäufer in Europa verunsichern könnte.

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mahnte den Koalitionspartner SPD zu Besonnenheit im Ringen um eine Zukunft für Opel. Man dürfe jetzt nicht «die Nerven verlieren», sagte Guttenberg am Samstag am Rande der Klausur des CSU-Vorstands im oberfränkischen Kloster Banz. Dies sei «auch im Sinne von Opel». Jeder Ruf aus der Regierung, der eine Direktbeteiligung des Bundes ohne Prüfung wichtiger Kriterien in den Vordergrund rücke, schwäche die eigene Position gegenüber Verhandlungspartnern in den USA.