Tausende protestierten in Stolberg gegen Rechts

"Kein Platz für Rassismus"

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen haben am Samstag in Stolberg bei Aachen mehrere tausend Menschen gegen einen zeitgleich stattfindenden Aufmarsch einiger hundert Rechtsextremisten protestiert. Nach Polizeiangaben vom Sonntag wurden insgesamt zwölf Personen vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Ansonsten verlief die Veranstaltung friedlich.

 (DR)

Auf Plakaten und Flugblättern der von einem breiten Bürgerbündnis gegen Rechts getragenen ganztägigen Veranstaltungen hieß es «Gemeinsam für ein nazifreies Stolberg», «Gegen Rechtsradikalismus und Fremdenhass» oder «Stolberg hat keinen Platz für Rassismus». Nach Veranstalterangaben beteiligten sich rund 6.000 Menschen an den Gegen-Kundgebungen, die Polizei sprach von 2.500 friedlichen Bürgern.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hatte im Vorfeld angesichts einer deutlichen Steigerung rechtsradikal motivierter Straftaten im vergangenen Jahr vor einer «konkreten Bedrohung unserer Gesellschaft» gewarnt. Auch sollte mann die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise nicht von den Rechten ausnutzen lassen.

Die Aktionen des Bürgerbündnisses hatten am Samstagmorgen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt begonnen. Der evangelische Pfarrer Uwe Loeper und sein katholischer Amtskollege Hans-Rolf Funken riefen dabei zu Toleranz und zur Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit auf. «In dieser erschreckend fremdenfeindlichen Zeit müssen wir die Freude und die Neugierde auf das Fremde wecken. Wir sollten auf das vertrauen, was der Fremdenfreund in uns sagt», sagte Loeper. An einer nach dem Gottesdienst angesetzten Demonstration nahmen nach Veranstalterangaben etwa 2.500 Menschen teil.

In dem Bürgerbündnis hatten sich Initiativen, Parteien, Vereine, Schulen und Kirchen zusammen geschlossen. Sie bezogen mit Demonstrationen, Kundgebungen, einer Menschenkette, Ausstellungen und zahlreichen Informationsständen gegen Rechtsextremismus Stellung.

Am Freitagabend hatten sich nach Angaben der Polizei etwa 100 Neonazis an einer abendlichen Kundgebung beteiligt. Am Samstagnachmittag demonstrierten dann rund 530 Rechtsradikale in der Nähe des Stolberger Hauptbahnhofes. Die Polizei hatte zwischenzeitlich etwa 200 linke Gegendemonstranten an ihrer Gegenveranstaltung gehindert, weil sie verbotene Gegenstände wie Tränengas und Schlagwerkzeuge bei sich trugen. Nach dem gewaltsamen Tod eines Jugendlichen im Frühjahr 2008 hatte es in Stolberg mehrfach Aufmärsche von Rechtsextremen gegeben, die versuchen, den toten Jugendlichen als «Märtyrer» ihrer Gesinnung darzustellen.