Bischof Hilarion übernimmt das russisch-orthodoxe Außenamt

Kosmopolit und Ökumeniker

Viel gereist und auf weltweitem Parkett erfahren ist Hilarion Alfejew schon jetzt. Der russisch-orthodoxe Bischof von Wien und Österreich wird künftig als Leiter des Außenamts die internationalen Beziehungen seiner Kirche koordinieren. Damit ernannte der Heilige Synod einen neuen Chefdiplomaten, der zudem wie nur wenige für den katholisch-orthodoxen Dialog steht.

Autor/in:
Christoph Schmidt
Neue Aufgabe: Bischof Hilarion Alfejew (KNA)
Neue Aufgabe: Bischof Hilarion Alfejew / ( KNA )

Am 24. Juli 1966 in Moskau geboren, trat Alfejew 1987 in der heutigen litauischen Hauptstadt Vilnius ins Kloster ein. Dort zum Priester geweiht, nahm er das Theologiestudium auf. 1993 bis 1995 studierte er in Oxford und promovierte in Philosophie, vier Jahre später auch in Paris mit einer theologischen Arbeit. Dazwischen lehrte der Geistliche unter anderem Patristik an den Seminaren in Kaluga und Smolensk. Die Habilitation 2005 im Fach Dogmatik an der katholischen Universität Fribourg in der Schweiz rundete seine akademische Karriere ab. Dort lehrte er seither auch als Privatdozent.

Sein geistlicher Weg führte den neuen Außenamtsleiter von der Pfarrseelsorge im Moskauer Gebiet seit 1995 bis zur Bischofsweihe sieben Jahre später durch den damaligen russischen Patriarchen Alexij II. Darauf wirkte er zunächst als Vikarbischof des Londoner russisch-orthodoxen Metropoliten Anthony (Bloom). Seine diplomatische Karriere hatte da bereits Fahrt aufgenommen, nachdem er bis zu seiner Bischofsernennung fünf Jahre lang als Leiter der Abteilung für zwischenkirchliche Beziehungen gewirkt hatte. Ab Mitte
2002 führte er dann die Ständige Delegation des Moskauer Patriarchats bei der Europäischen Union.

Kein Jahr später ernannte der Heilige Synod Hilarion zum Bischof von Wien und Österreich. Mit seiner Berufung zum Leiter des Außenamtes zählt er jetzt selbst zu den ständigen Mitgliedern des russisch-orthodoxen Führungsgremiums.

Gerade in seiner österreichischen Zeit hat sich der 42-Jährige für den ökumenischen Austausch engagiert. Seit vielen Jahren ist er mit der Wiener Stiftung «Pro Oriente» verbunden. Er gehört der Internationalen Kommission für den Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche an, ist Mitglied des Zentralkomitees und Exekutivausschusses des Weltkirchenrates sowie des Präsidiums der Weltkirchenrats-Kommission für Glaube und Kirchenverfassung. Den Brückenbau zwischen katholischer Kirche und Orthodoxie hält er für die wichtigste und fruchtbarste Aufgabe im ökumenischen Prozess.
Wiederholt forderte er eine «Allianz» beider Glaubensrichtungen.

Ein gänzlich anderer Wirkungsbereich Hilarions ist die Musik. So studierte er zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn am Moskauer Konservatorium. In den vergangenen Jahren hat der Bischof als Komponist die große musikalische Tradition der russisch-orthodoxen Kirche weitergeführt. Er schrieb unter anderem eine Matthäus-Passion und ein Weihnachtsoratorium. Erst im vergangenen Dezember wurde sein neues Werk «Nachtwache» in Wien uraufgeführt. Die Zeit zum Komponieren dürfte in seinem neuen Amt aber wohl noch spärlicher werden.