Erstmals seit 20 Jahren erscheint eine Biografie über Friedrich Barbarossa

Glanz des Mittelalters?

Er ist nach Karl dem Großen der wohl bekannteste Kaiser früherer Jahrhunderte. Mit Friedrich Barbarossa verbinden viele Deutsche den Glanz des Mittelalters, den Höhepunkt höfischer Kultur und Ritterlichkeit. Dennoch hat es fast 20 Jahre gedauert, bis die Geschichtswissenschaft wieder eine bedeutende Biografie vorgelegt hat.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Zu sehr scheuten sich die Historiker wohl vor einer Neudeutung des Herrschers, der im Lauf der deutschen Geschichte immer wieder instrumentalisiert wurde - von der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert bis zu Hitlers Russlandfeldzug "Unternehmen Barbarossa".

Dass in dieser Woche in Köln die neue Biografie "Friedrich Barbarossa" des Düsseldorfer Mittelalter-Historikers Johannes Laudage vorgestellt werden konnte, entbehrt nicht einer Tragik.

Laudage, der sich über Jahrzehnte mit dem Staufer beschäftigte und auch schon eine große Biografie über Kaiser Otto den Großen schrieb, starb im Januar 2008 bei einem Verkehrsunfall - noch vor Abschluss des neuen Werks. Dass seine Mitarbeiter und seine Frau Christiane das Buch dennoch zur Publikationsreife bringen konnten, hat viel Kraft und Mut gekostet. Für Christiane Laudage war die Herausgabe des Werks dann auch ein Stück Trauerarbeit. "Jetzt heißt es, von meinem Mann endgültig Abschied zu nehmen", sagte sie bei der Präsentation.

Debatten erwartet
Die Biografie allerdings dürfte in Fachkreisen für Debatten sorgen, meint jedenfalls der Heidelberger Mittelalter-Historiker Stefan Weinfurter. Schon der Zugang Laudages ist für die Barbarossa-Forschung neu: Denn das Buch beschreibt nicht zuerst politische Ereignisse, sondern versucht sich in die Denkmuster der Zeit, ihre Kommunikationsformen und Ideen einzufühlen.

Laudage zeichnet einen Herrscher, dessen Handeln enorm von Ehrgeiz bestimmt war. Lernte er als Teilnehmer des Zweiten Kreuzzugs, strategisch zu denken, internationale Netzwerke aufzubauen und pragmatisch vorzugehen, so war sein Handeln doch auch von Anfang an durch christliche, höfische und ritterliche Ideale bestimmt, die sich im 12. Jahrhundert immer mehr durchsetzten. Ganz zentral war für Barbarossa der Begriff der Ehre: "In einer Gesellschaft, die einer geschriebenen Reichsverfassung entbehrte, kam es ganz entscheidend darauf an, das eigene Ansehen und die eigene Position in der sozialen Rangordnung stets aufs Neue demonstrativ zu behaupten", schreibt der Biograf. Herrschaft durch Symbole - dazu passt, dass der Begriff "Sacrum Imperium" (Heiliges Reich) 1157 in der staufischen Kanzlei geboren wurde.

Konflikt mit dem Papst
Mit romantischer Ritterlichkeit hatte das aber oft wenig zu tun. Bei Barbarossa, der 1152 überraschend zum König gewählt und 1155 vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde, finden sich nach Darstellung des Experten für mittelalterliche Kirchengeschichte neben Großherzigkeit und Ritterlichkeit auch Heimtücke und Brutalität. Das gilt etwa für den Kampf mit den reich gewordenen Städten Oberitaliens: Insbesondere gegen Mailand ging der Staufer mit blanker Gewalt vor und versuchte rücksichtslos, die dortige Selbstverwaltung zu unterdrücken. Laudage spricht sogar von Diktatur. Letztlich scheiterte diese Politik, weil sie allein auf Gewalt und Unterdrückung beruhte.

Auch im Konflikt mit dem Papsttum konnte sich Barbarossa nicht durchsetzen. Papst Alexander III. war sein Gegner und verbündete sich mit den lombardischen Städten. Der Kaiser versuchte vergeblich, durch Einsetzung von Gegenpäpsten seinen Herrschaftsanspruch und seine Oberhoheit über die Kirche durchzusetzen. Im Frieden von Venedig musste Friedrich 1177 Alexander III. als rechtmäßigen Papst anerkennen.

Erfolge verzeichnete Barbarossa vor allem beim Ausbau der Königsmacht im Reich. Es gelang ihm, den Rivalen Heinrich den Löwen auszumanövrieren und die staufische Hausmacht durch Städtegründungen und Gewinn von Territorien auszubauen. Barbarossa ertrank während des Dritten Kreuzzugs 1199 im Fluss Salef in Kleinasien.

Hinweis: Johannes Laudage: Friedrich Barbarossa. Eine Biografie. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009