"Tatort" mit übersinnlichen Zügen und Humor

Unterhaltung auch für Realisten

Ehrenmord, Kinderhandel, häusliche Gewalt- der "Tatort" setzt sich oft mit brisanten gesellschaftlichen Thema auseinander. An diesem Sonntagabend wird es weniger ernst: die Münchner Ermittler erkunden mit viel Humor die Welt des Übersinnlichen und der Parapsychologie.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Doro Pirol ist eine zarte Schönheit mit der Gabe, die Zukunft aus den Sternen zu lesen. Mit ihrem Mann Remy, der angeblich mit den Erzengeln in enger Verbindung steht, hat sie es zu Fernsehruhm und Vermögen gebracht. Treue Anhänger glauben ihren Weissagungen. Ihr eigenes Schicksal konnte sie offensichtlich nicht vorhersehen, denn die fragile Schönheit liegt mit einem Loch im Kopf im Schlafzimmer ihrer Villa. Die Münchner Kommissare Leitmayr und Batic nehmen, unterstützt von ihrer aus der Schweiz stammenden Kollegin Gabi Kunz, am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD die Ermittlungen auf und erkunden die Welt des Übersinnlichen und der Parapsychologie.

Der "Tatort: Gesang der toten Dinge" ist der erste Tatort, den der Österreicher Thomas Roth für das deutsche Fernsehen realisierte. Er inszenierte das Drehbuch des Münchners Markus Fenner als augenzwinkernde Kriminalkomödie. Udo Wachtveitl und Mirsolav Nemec dürfen zeigen, dass wahre Komödianten in ihnen stecken.

Weil das Leben nur mit Humor zu bewältigen ist
Die Hauptfiguren zeigen Humor. Den brauchen sie auch. Denn für normale Polizeibeamte ist es nicht leicht, mit den Zeugen und Tatverdächtigen in diesem "übersinnlichen" Todesfall umzugehen. Ganz schön "abgedreht" empfindet nicht nur Gabi Kunz den Stiefvater der Toten, ihren Ehemann Remy oder ihre Freundin Selina. Bei der tritt der Kommissar Leitmayr ins Fettnäpfchen, als er auf deren Erklärung, sie mache "Energiearbeit", arglos nachfragt: "Bei den Stadtwerken?" Trotzdem versteht es Selina, die Kommissare davon zu überzeugen, dass jemand Doros Selbstmord vorgetäuscht haben muss.

Ungläubig und staunend versuchen die Polizisten zu klären, was in der Villa wirklich vor sich gegangen ist und wer ein Motiv haben könnte, die Sterndeuterin zu töten. Stück für Stück arbeiten sich die Kommissare durch diesen verzwickt verwinkelten Fall. Als sie schließlich die Lösung kennen, sind sie dennoch kein bisschen weiter. Vor Gericht zählen schließlich nur handfeste Beweise.

Redakteurin Sylvia Koller hat sich bei diesem Tatort für eine Komödie entschieden, "weil das Leben nur mit Humor zu bewältigen ist .... besonders in Krisenzeiten, und natürlich, weil das Sujet auch eine unfreiwillige Komik in sich birgt". Das funktioniert dank der hervorragenden Darsteller auch brillant. So ungewöhnlich wie der ganze Fall ist auch seine Lösung, die einmal mehr die alte Wahrheit bestätigt: Nicht immer ist das, was wir offensichtlich sehen, das, was es wirklich ist. Fazit: gute Unterhaltung auch für Realisten.