Der Sozialethiker Ockenfels zur Berliner Rede von Köhler

"Kultur moralischer Verantwortung"

Der Sozialethiker Wolfgang Ockenfels hat anlässlich der Berliner Rede des Bundespräsidenten zu mehr Moral in der Gesellschaft aufgerufen. Öffentlichkeit und Medien sollten "sich wieder um eine Kultur moralischer Verantwortung bemühen", sagte der Trierer Theologe am Dienstag im Deutschlandfunk. Dann könne auch in den Unternehmen ein "wacher Sinn" für Moral und Verantwortung verankert werden.

 (DR)

Ob Managergehälter und Bonus-Zahlungen angemessen sind, müssen nach Ansicht des Dominikaners vor allem Aktionäre und Eigentümer entscheiden. Sie hätten die Frage zu beantworten, ob Leute, die manchmal mit Derivaten und Zertifikaten windige Geschäfte gemacht und die Wirtschaft weltweit in den Abgrund gerissen haben, "wirklich noch das verdienen, was sie verdienen". Bei dieser Frage der Leistungsgerechtigkeit dürfe der Staat aber nichts von oben diktieren. "Das ist Aufgabe der Vertragspartner, und das muss frei ausgehandelt werden. Dafür haben wir ja eine Tarifautonomie, dafür haben wir Vertragsfreiheit."

Ockenfels warnte vor Überregulierungen durch Gesetze und staatliche Kontrollen, die zu hohen Kosten und Behinderungen der Freiheit führten. Eine freiheitliche Wirtschaft brauche einen Ordnungsrahmen, zu dem nur in gravierenden Fällen auch das Strafrecht gehöre. Zu den Ursachen der gegenwärtigen Krise gehöre es, dass vor allem in Amerika dieser Ordnungsrahmen zu schnell abgebaut worden sei.