Erika Steinbach zur Aufnahme von Irakern in Deutschland

"Ein wichtiger Schritt"

Am Donnerstag kommen erste irakische Flüchtlinge nach Deutschland. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte der Bundestags-Unionsfraktion, Erika Steinbach, sprach am Mittwoch von einem wichtigen Schritt. Zugleich bekräftigte sie in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur in Berlin die Forderung, besonders christliche verfolgte Iraker aufzunehmen. Sie seien anders als Muslime in den Nachbarländern Syrien und Jordanien einem immensen Druck ausgesetzt.

 (DR)

KNA: Frau Steinbach, im November verständigten sich die Europäer nach langem Tauziehen, irakische Flüchtlinge aufzunehmen. Nun hat es vier Monate gedauert, bis am Donnerstag die ersten Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Hätte das nicht schneller gehen können?
Steinbach: Man kann immer sagen: Es hätte schneller gehen können, es sollte besser gehen. Ich bin jedenfalls froh, dass wir jetzt so weit sind. Das ist ein wichtiger Schritt. Es war ein harter Weg, den wir zurückgelegt haben, und wir mussten viele überzeugen. Unsere Menschenrechts-Arbeitsgruppe der Fraktion hat das Thema maßgebend vorangetrieben. Und Innenminister Schäuble war von Anfang an ein sehr guter Partner.

KNA: An die 70 Prozent der jetzt nach Deutschland kommenden Flüchtlinge, heißt es, wurden aus religiösen Gründen verfolgt. Knapp jeder zweite sei christlichen Glaubens. Sind Sie mit diesem Anteil zufrieden?
Steinbach: Ich hoffe, dass bei den nächsten Ankömmlingen der Anteil höher ist. Die religiös Verfolgten, insbesondere die verfolgten Christen, sind in den Regionen, in denen sie derzeit leben, einem immensen Druck ausgesetzt. Für Muslime gilt das in dieser Art eben nicht.

KNA: Was erwarten Sie jetzt von den Kirchengemeinden in Deutschland?
Steinbach: Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich viele Gemeinden engagieren. Wenn sich herumspricht, dass jetzt Flüchtlinge angekommen sind, wird es vielerorts sehr viele Angebote geben. Ein Beispiel: Schon vor geraumer Zeit hatte ich einen Brief an meine Kirchengemeinden in Frankfurt geschickt und habe viele Rückmeldungen erhalten. Dort ist man sehr gewillt, Hilfestellung zu geben.

KNA: Aus dem Irak hört man immer wieder Meldungen, es gehe aufwärts, die Flüchtlinge sollten zurückkehren, auch den Christen gehe es besser. Wie sehen Sie die Situation?
Steinbach: Kollegen, die jetzt im kurdischen Bereich im Nordirak waren, schilderten einen friedlichen Eindruck. Dort konnten die Christen, wenn auch unter starker Bewachung, Gottesdienste abhalten.

Mit Blick auf andere Teile des Irak bin ich eher skeptisch. Es würde mich sehr freuen, wenn sich der Umgang von Muslimen und Christen wieder zu einem menschlichen Miteinander entwickeln würde. Aber zur Zeit kann man davon nicht ausgehen.

KNA: Werden die Zahlen der 2.500 Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, und der 10.000, die europaweit aufgenommen werden sollen, der Gesamtlage gerecht? Aus der Region heißt es, an die 100.000 Menschen könnten offensichtlich nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren.
Steinbach: Man muss jetzt erst einmal mit den 2.500 beginnen. Immer gleich weitere Forderungen zu stellen, das ist nicht sehr hilfreich. Das schreckt manche Verantwortungsträger nur ab. Nun kommen die ersten Flüchtlinge hier zu uns nach Deutschland. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie sich mit großem Engagement hier einleben, dass sie die Sprache lernen werden und sich freuen, hier endlich in Sicherheit leben zu können und eine Perspektive zu haben. Dann sehen wir mal, wie wir das Thema weiter voranbringen.