Kommunionkerzen sind Modetrends unterworfen

Leuchtturm statt Kreuz

Noch bleiben einige Wochen bis Mitte April, aber die Vorbereitung für den Weißen Sonntag - in der katholischen Kirche der Tag der feierlichen Erstkommunion - laufen auf Hochtouren. Auch was die Auswahl der richtigen Kommunionkerze angeht.

Autor/in:
Volker Hasenauer
 (DR)

Für Hannah Seiler ist die Sache schnell entschieden. "Ich nehme die mit dem Herz drauf", sagt die Neunjährige und zeigt auf eine der reich verzierten Erstkommunionkerzen im Regal. Ihre Mutter ist einverstanden, weil das Motiv gut zum Leitwort ihrer Gemeinde am diesjährigen Weißen Sonntag passt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut!" Lieber als reines Weiß, möchte sie aber elfenbeinfarbenes Wachs.

Kein Problem für Stefan Söthe, der seit drei Jahren im badischen Bühl eine Kerzenzieherei betreibt und sich auf die Herstellung von Kommunionkerzen spezialisiert hat. "Ich liefere keine Industrieware, sondern nur selbst gegossene Kerzen aus hochwertigen Rohstoffen, die ich selbst per Hand verziere." Ab 20 Euro kosten die kleinen Kunstwerke, zuzüglich Aufbringen von Namen, Datum oder Leitwort der Erstkommunion.

Grundausstattung jedes Erstkommunionkindes
Heute gehört eine reich verzierte Kerze zur selbstverständlichen Grundausstattung jedes Erstkommunionkindes. Weite Verbreitung erlangte dieser Brauch nach Einschätzung des Kölner Liturgie-Experten Manfred Becker-Huberti aber erst im 19.  Jahrhundert. "Vorher konnten sich die meisten gar keinen Kerzenschmuck leisten." Seitdem aber traten Bilder und Verzierungen auf den weißen Kerzen ihren Siegeszug an. Dargestellt sind fast immer Bilder und Symbole, die auf Gott oder das Sakrament der Eucharistie verweisen. "Aber natürlich sind diese Verzierungen schon immer aktuellen Moden unterworfen", hält Becker-Huberti fest.

Am eigentlichen Symbol der Kerze, ihrer Grundbedeutung in der kirchlichen Liturgie hingegen hat sich über die Zeiten nichts verändert. Die Kerze symbolisiert am Erstkommuniontag das Licht Gottes, das die Welt erhellt. Zugleich kann man die Kerze als Stellvertreter ihres Trägers verstehen: So wie die Kerze Licht und Wärme verbreitet und ihre Flamme in jeder Position immer nach oben - zu Gott - ausgerichtet bleibt, so soll es das Ziel jedes Christen sein.

Trend zu mehr bunten Farben
Kerzenexperte Söthe beobachtet gerade einen Trend zu mehr bunten Farben auf den Kommunionkerzen: Während vor einiger Zeit eher klassisch schlicht gestaltete Motive in waren, steigt nun die Nachfrage nach kindgerechten bunt-verzierten Motiven wie Regenbogen, Leuchtturm, Fußspuren oder Brücken. "Allerdings hat noch nie jemand nach einer blauen oder rosa Grundfarbe gefragt, die Kerze bleibt immer weiß oder elfenbeinfarbig", so Söthe.

Unterschiede gibt es dagegen bei den Deko-Vorlieben von Mädchen und Jungen Während Mädchen und ihre Mütter eher zu Rot- und Rosatönen neigen und es schon einmal ein glitzernder Strass-Stein sein darf, entscheiden sich die männlichen Erstkommunionkinder bei der Verzierung meist für dunklere Farben in blau oder grün.

Bislang musste Kerzen-Spezialist Söthe nur bei einem Wunsch passen:
Ein Vater wollte seine eigene, 40 Jahre alte Kommunionkerze auffrischen lassen, damit sie sein Sohn wiederverwenden könnte. Brauchtumsexperte Becker-Huberti findet die Idee nicht schlecht: "Da könnte parallel zur Tradition des über die Generationen weitergereichten Taufkleids eine Art Familienerbstück entstehen." Kerzenmann Söthe aber konnte die Aufhübschung nicht mit seinem Qualitätsbewusstsein vereinbaren: "Nach so vielen Jahren war die Kerze bröselig geworden und wurde fast nur noch vom Docht zusammengehalten. Da war einfach nichts mehr zu machen."