Katholische Soziallehre - Was ist das?

Stichwort

Die katholischen Bischöfe haben am Mittwoch in Hamburg die Katholische Soziallehre als eine "Leitplanke" für den Umgang mit der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise empfohlen. Die Lehre hat ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert. Die mit der Industrialisierung einhergehende Verelendung der Arbeiter forderte die Kirche heraus, Antworten auf die sogenannte soziale Frage zu geben. Denn diese war nicht mehr einfach durch karitative Fürsorge zu lösen. Vielmehr kam deutlich ins Bewusstsein, dass die soziale Misere nur durch eine gerechte Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu überwinden sei.

 (DR)

Papst Leo XIII. legte mit der Enzyklika «Rerum novarum» von 1891 die Grundlage für eine eigene kirchliche Soziallehre, die heute auch als christliche Sozialethik bezeichnet wird. Nachfolgende Päpste haben die darin formulierten Grundsätze entfaltet und weiterentwickelt.

Drei Prinzipien stehen im Mittelpunkt: Nach dem Personalprinzip gilt der Mensch - im Gegensatz zu einseitig individualistischen oder kollektivistischen Lehren - als selbstständige Person, die aber in die Gemeinschaft eingebunden ist. Nach dem Grundsatz der Solidarität tragen alle wechselseitig Verantwortung füreinander. Nach dem Grundsatz der Subsidiarität kommt einzelnen oder kleinen Gruppen gegenüber übergeordneten organisatorischen Einheiten und dem Staat vorrangig das Recht und die Pflicht zu, die eigenen Angelegenheiten selbstständig zu regeln.

Im Gegensatz zum marxistischen Sozialismus verteidigt die Katholische Soziallehre das Privateigentum, fordert aber dessen gerechte Verteilung. Auch das Wettbewerbsprinzip wird grundsätzlich anerkannt. Neben solchen Fragen befasst sich die Soziallehre auch mit Krieg und Frieden, einer gerechten Weltwirtschaftsordnung und in jüngerer Zeit mit der Umwelt- und Bioethik. Katholische Soziallehre ist in Deutschland eine Disziplin im Studium Katholische Theologie.