Musikindustrie verteilt Echos und Udo Lindenberg ist der Star des Abends

Ein Hauch von Glamour in Berlin

Peter Fox hat gerade definitiv einen guten Lauf: Erst gewann der Berliner Musiker, bekannt durch die Band Seeed, vor einer Woche den Bundesvision Song Contest, dann kletterte er mit seinem Album "Stadtaffe" auf Platz eins der Charts. Bei der Verleihung der Echo-Musikpreise am Samstagabend in der Berliner O2 World krönte der 37-Jährige seinen Erfolg jetzt noch mit drei Preisen: dem Echo für den besten HipHop-Künstler, dem für das beste Produzententeam und dem erstmals von Musikjournalisten vergebenen Kritikerpreis.

 (DR)

Der Sänger selbst freute sich jedoch verhalten. Als er seinen ersten Echo auf der Bühne abholte, formulierte er artig ein paar Dankesworte an seine Fans, seine Plattenfirma, seine Mutter. Beim Empfang des Kritikerpreises sagte er nur: «Jetzt bin ich auf dem falschen Fuß erwischt worden. Ich soll die Mutter von Winni grüßen. Ansonsten viel Spaß, feiert schön.»

Der Echo für den besten deutschen Rock/Pop-Künstler ging an Udo Lindenberg, der sich ausführlich bedankte und damit den Saal bestens unterhielt: «Das ist ja ein Hammer, Leute.» Er sei «ganz gerührt», einen Preis als aktueller Künstler zu erhalten, nachdem er zuvor schon für sein Lebenswerk geehrt worden sei. «Das zeigt doch auch, Leute, nichts ist unmöglich, hinter dem Lebenswerk geht es weiter.» Lindenberg, der 2008 die Nummer-eins-Platte «Stark wie zwei» veröffentlicht hatte, betonte: «Das ist einer der schönsten Tage von meinem ganzen Leben.»

Beste nationale Künstlerin Rock/Pop wurde Stefanie Heinzmann, als bester internationaler Künstler in dieser Kategorie wurde Paul Potts ausgezeichnet. Der Gewinner der Castingshow «Britain's Got Talent» sagte sichtlich bewegt auf Deutsch: «Es ist unglaublich für mich.» Als erfolgreichste deutsche Rock/Pop-Band wurden Ich + Ich gewürdigt. In der Sparte Rock/Alternative/Heavy Metal ging der Preis an Die Ärzte.

Die Echos für die beste internationale Rock/Pop-Künstlerin und für das Album des Jahres gingen an Amy Winehouse, die aber nicht nach Berlin gekommen war. Auch die britische Band Coldplay und die Australier AC/DC nahmen ihre Preise nicht persönlich in Empfang.

Bester deutscher Newcomer wurde «Deutschland sucht den Superstar»-Sieger Thomas Godoj. «Womit habe ich das bloß verdient?», sagte der 30-Jährige, als er den Echo in Empfang nahm. Und staunte: «Ganz schön schwer das Ding.» In der Kategorie Bester Newcomer International machte Amy MacDonald das Rennen.

«Hit des Jahres» wurde «All Summer Long» von US-Sänger Kid Rock. «Danke, ich bekomme sonst nichts geschenkt», ließ dieser per Videobotschaft mitteilen. Zum besten Live-Act National wurden Die Toten Hosen gekürt. Frontman Campino freute sich, dass viele Leute «bei unseren Konzerten noch 'ne geile Zeit haben».

In der Kategorie Volkstümliche Musik sicherten sich die Kastelruther Spatzen zum zwölften Mal die begehrte Trophäe. Der Echo für die beste Schlagersängerin ging an Helene Fischer, die zudem für die beste Musik-DVD-Produktion ausgezeichnet wurde.

Die Scorpions aus Hannover bekamen den Echo für ihr Lebenswerk. Sänger Klaus Meine sagte, er sehe den Preis aber nicht als «Schlussakkord», sondern als «Motivation, diesen verrückten Traum des Rock'n'Roll weiter zu träumen».

Die Band Alex sings Oscar swings, die für Deutschland beim Eurovision Song Contest in Moskau antritt, stellte bei der Gala erstmals ihren Song «Miss Kiss Kiss Bang» vor. Scooter-Frontmann H.P. Baxxter schätzte am Samstagabend übrigens, dass Deutschland es nach den Debakeln der vergangenen Jahre dieses Mal in die «Top Five» schaffen werde.

Die rund dreistündige Preisverleihung in der O2 World, in der knapp 10 000 Zuschauer Platz fanden, wurde von Barbara Schöneberger und Oliver Pocher moderiert und von der ARD live übertragen. Bei der Gala traten auch zahlreiche Künstler live auf, darunter U2, Depeche Mode, Lionel Richie, Campino und die österreichische Schauspielerin Birgit Minichmayr, Silbermond und Katy Perry. Im Anschluss an die Preisverleihung sollte eine Aftershow-Party im Postbahnhof steigen.