Kusch will keine Suizidhilfe mehr anbieten

Späte Einsicht?

Der umstrittene Suizidhelfer und frühere Hamburger Justizsenator Roger Kusch will angeblich keine Sterbehilfe mehr leisten. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" vom Freitag zieht der Jurist damit die Konsequenzen aus einem Urteil des Hamburger Verwaltungsgerichts, das ihm am 6. Februar die Beihilfe zum Suizid untersagt hatte. "Ich finde diese Entscheidung zwar falsch, ich werde den Beschluss aber respektieren - ich biete die Suizidbegleitung nicht mehr an", zitierte das Magazin den Ex-Senator.

 (DR)

Unmittelbar nach dem Urteil hatte Kusch noch angekündigt, dass er Rechtsmittel dagegen einlegen wolle. Seinen Meinungswandel begründet der Jurist mit den Schwierigkeiten, in Deutschland auf legale Weise an entsprechende Medikamente zu gelangen: «Sie müssen immer mit Tricks und Heimlichkeiten arbeiten, und das finde ich am Lebensende unwürdig.» Allerdings sei ihm erst mit der Zeit klargeworden, wie «belastend» diese Situation für alle Beteiligten sei. Menschen, die sich weiterhin bei ihm meldeten, werde er raten, sich an Schweizer Organisationen wie Dignitas zu wenden.

Den Verwaltungsrichtern warf Kusch zu große Emotionalität bei der Entscheidungsfindung vor. Die Begründung habe «völlig überflüssige Bosheiten» enthalten, «die juristisch keine Rolle spielen». So sei er «in eine Ecke mit Prostituierten» gestellt worden. Die Richter hatten argumentiert, sein Angebot sei eine «sozial unwertige Tätigkeit» ähnlich der «Kommerzialisierung der Sexualität».

Das Ende seiner Karriere als Sterbehelfer empfindet Kusch nach eigenen Angaben nicht «als Scheitern, sondern als Zäsur». In Deutschland seien jetzt die Ärzte gefordert, Suizidhilfe zu leisten, «die haben kein Problem mit dem Arzneimittelgesetz».