Freitag der 13. hat keine lange Pech-Tradition

Vom Kokettieren mit dem Unglück

Laut Statistik ist Freitag der 13. besser als sein Ruf. An diesen Tagen geschehen im Durchschnitt nicht mehr Unfälle als sonst. Das mag auch daran liegen, dass das symbolträchtige Datum nicht von der universellen Bedeutung ist, die es vorzugeben scheint: Der Unglückstag wird hier zu Lande erst seit 50 Jahren zu einem solchen stilisiert.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

Weiter reichen seine Wurzeln nicht zurück, wie der Bonner Volkskundler Gunther Hirschfelder herausfand. Ein Viertel der Deutschen hält Freitag den 13. heute laut Allensbach-Umfrage für einen Pechtag, der sich auf ihr persönliches Leben auswirkt: Besonders Abergläubische steigen am Freitag dem 13. nicht ins Auto oder Flugzeug, am liebsten bleiben sie gar ganz zu Hause.

Auf Spurensuche in Antike und Mittelalter: Freitag der 13., eine Zahl und ein Wochentag. Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die 12 eine zentrale Rolle, die 13 dagegen überschritt das geschlossene 12er-System und wurde so zur Unglückszahl des Altertums. Im christlichen Mittelalter dagegen spielte sie keine Sonderrolle. Bleiben noch die Wochentage. In der Antike galt der Freitag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus freitags gekreuzigt. Und der Tag wurde bald zum Fasten- und Trauertag. Überhaupt bestimmten die Wochentage immer stärker den Rhythmus der Welt - aber nie in Kombination mit Zahlen.

Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlen- und Wochentags-Symbolik parallel, ohne sich je zu berühren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volkskundler fündig: In der deutschsprachigen Presse der 50er Jahre finden sich laut Hirschfelder Berichte über die angeblich Unheil bringende Wirkung vom Freitag dem 13. - stets im Rückgriff auf Beispiele aus den USA.

"So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. im Zuge eines allgemeinen Kulturtransfers aus den USA eingeführt", sagt der Experte. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute - anders als die Menschen vor der Aufklärung - keine echte, elementare Angst mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein "nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück".

Die amerikanischen Ursprünge des vermeintlichen Unglückstages stammen aus dem 19. Jahrhundert, als europäische und jüdische Symbole verschmolzen. Ein findiger Journalist hatte im September
1869 die Idee, Kursschwankungen des amerikanischen Goldmarktes mit diesem besonderen Datum in Verbindung zu bringen. Hirschfelder: "Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas." Und zwar bis heute. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse, meint der Forscher. Wo traditionelle Fixpunkte wie Kirchenjahr oder Erntebeginn wegfielen, suche sich der Mensch neue Kunst-Termine.  Deshalb sei Freitag der 13. in der Wirklichkeit auch kein ausgesprochener Unglückstag. Oder?