Morgan Tsvangirais steiniger Weg zum Premierminister

Gegen jeden Widerstand

Simbabwes Hoffnung ruht auf Morgan Tsvangirai. Der bisherige Oppositionsführer wurde am Mittwoch als Premierminister vereidigt. In einer Koalitionsregierung mit Präsident Robert Mugabe soll der 56-Jährige das Land aus der Krise führen. Tsvangirais Weg war mehr als steinig. Wiederholt wurde er verhaftet, gefoltert, verleumdet und angegriffen. Doch er gab nicht auf. Befürworter loben den Politiker für sein rhetorisches Talent und seinen Mut, Kritiker werfen ihm Zögerlichkeit und mangelnden Kampfgeist vor.

Autor/in:
Ellen Reglitz
 (DR)

Im Jahr 1999 war Tsvangirai einer der Mitbegründer der Oppositionspartei «Bewegung für Demokratischen Wandel» (MDC). Eine Narbe über dem Auge zeugt von den Repressalien, die der Politiker durch das Mugabe-Regime erlitten hat. Im März 2007 wurde der massig wirkende Mann auf dem Weg zu einer friedlichen Kundgebung verhaftet und schwer misshandelt. Zwei Tage später entließen seine Peiniger den ehemaligen Weber im Rollstuhl aus dem Gefängnis. Der Politiker, der direkt auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht wurde,
verkündete: «Der Kampf geht weiter.»

Präsident Mugabe, der am 21. Februar 85 Jahre alt wird und den einstigen Vorzeige-Staat Afrikas innerhalb weniger Jahre aus Machtgier herunterwirtschaftete, bezeichnete seinen Wiedersacher in der Vergangenheit als «Staatsterrorist». Tsvangirai, der sich aus ärmlichen Verhältnissen zum Anführer einer Minengewerkschaft hoch gearbeitet hatte, bekam mehrfach zu spüren, was dies bedeutet.
1997 prügelten Agenten ihn in seinem Büro bewusstlos. Doch dies konnte Tsvangirai ebenso wenig aufhalten wie Schüsse auf sein Fahrzeug oder der Versuch, ihn aus dem 10. Stock eines Hochhauses zu stürzen. Nur wenige Tage nach den Präsidentschaftswahlen 2002 wurde Tsvangirai wegen eines angeblichen Mordkomplotts gegen Mugabe des «Hochverrats» beschuldigt und angeklagt, 2004 allerdings wieder freigesprochen.

Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2008 erreichte Tsvangirai schließlich nach offiziellen Angaben 47,9 Prozent der Stimmen. Mugabe, der das Land seit 1980 regiert, lag demnach mit 43,2 Prozent nur knapp hinter seinem Kontrahenten. Die Opposition warf ihm Manipulation vor.

Wegen der wachsenden Gewalt gegen seine Anhänger trat Tsvangirai von der anstehenden Stichwahl jedoch zurück und machte somit den Weg zur Wiederwahl Mugabes frei. Aus Sorge um seine Sicherheit floh der Oppositionspolitiker vorübergehend in die niederländische Botschaft. In einer gemeinsamen Regierung einer nationalen Einheit reicht er nun dem Mann, der ihn über Jahre gepeinigt hat, die Hand.