Das NRW-Schulministerium will das Sankt-Theresien-Gymnasium der Piusbruderschaft in Ruppichteroth-Schönenberg überprüfen. Das könne zusammen mit der Bezirksregierung Rhein-Sieg etwa durch Schulvisitationen geschehen, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag in Düsseldorf der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Daneben würden weitere Erkundigungen über die Mädchen-Schule eingeholt. Bereits in den vergangenen Tagen sei das Ministerium durch die kirchenpolitischen Ereignisse sensibilisiert gewesen. Erste Prüfungen hätten aber keine Beanstandungen ergeben. Sankt Theresien ist die einzige Schule der Piusbruderschaft in Nordrhein-Westfalen.
Zuvor hatte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) eine Überprüfung aller vier Schulen der traditionalistischen Piusbruderschaft in Deutschland gefordert. Wenn in diesen Schulen Grundsätze vertreten würden, die nicht mit der freiheitlichen Verfassungsordnung in Einklang seien, müssten sie verboten werden, sagte ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer. Die vom Vatikan nicht anerkannte Bruderschaft betreibt neben dem Mädchen-Gymnasium eine Realschule und eine Grundschule in Saarbrücken sowie eine Grundschule im oberschwäbischen Göffingen.
1991 als Mädchenschule mit Internat gegründet
"Mit Wohlwollen" habe das Ministerium die Stellungnahme zur Kenntnis genommen, in der sich das Gymnasium von jeglicher Form von Antisemitismus distanziere, so der Sprecher. Dieses sei ein "wichtiges Signal". Auf ihrer Homepage distanziert sich die Schule "ganz ausdrücklich und scharf von jeder Form der Leugnung und Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen, insbesondere des Holocaust". Solches habe "nie zum hier gelehrten Gedankengut gehört". Vielmehr sei die "kritische Auseinandersetzung mit dem kirchenfeindlichen und menschenverachtenden Nationalsozialismus und die Kenntnis über die Folgen der NS-Diktatur" Bestandteil des Unterrichts.
Das Sankt-Theresien-Gymnasium wurde nach eigenen Angaben 1991 von der Priesterbruderschaft Pius X. als Mädchenschule mit Internat gegründet. Träger ist der Don-Bosco-Schulverein, dessen Schulen "die vom Geist der traditionellen katholischen Glaubenslehre leben", wie es auf der Internetseite heißt. Besonderer Wert werde dabei "auf Ehrfurcht vor Gott und den Nächsten, Disziplin, Höflichkeit, Ordnung und die Vermittlung der abendländischen Kultur" gelegt. Die Schule ist staatlich anerkannt und gewährleistet einen den öffentlichen Schulen gleichgestellten Unterricht.
NRW-Schulministerium prüft ein Gymnasium der Bruderschaft
Pius-Schule im Landesvisier
Insgesamt vier Schulen der traditionalistischen Piusbruderschaft gibt es in Deutschland, eine davon in Nordrhein-Westfalen. Beschwerden von Eltern oder Außenstehenden gab es zwar bislang nicht. Dennoch will das Land im Zuge der Debatte der vagangenen Wochen jetzt prüfen, ob die Lehrtätigkeit an dem Gymnasium mit Verfassung und Schulgesetz in Einklang steht.
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