Wichtige Begriffe zum Thema Traditionalisten

Feinheiten des Kirchenrechts

In der Debatte um die Wiedereingliederung von vier Traditionalistenbischöfen in die katholische Kirche geht es auch um Feinheiten des Kirchenrechts. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) erklärt im Folgenden die wichtigsten Fachbegriffe und erläutert, wie es weitergeht.

 (DR)

Exkommunikation:
Lässt sich ein Kirchenmitglied etwas zu Schulden kommen, kann es zeitweilig aus der aktiven kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Eine illegale Bischofsweihe, wie sie die vier Traditionalistenbischöfe 1988 empfingen, gilt in der Kirche als schwere Straftat, die automatisch die Exkommunikation nach sich zieht. Wer exkommuniziert ist, darf zum Beispiel nicht zur Kommunion gehen oder andere Sakramente empfangen. Nur diese Sanktion hat der Vatikan am 24. Januar in Form eines einseitigen Gnadenaktes gegenüber den Traditionalistenbischöfen aufgehoben. Kirchenrechtler sehen in dieser Maßnahme einen Zwischenschritt und keineswegs eine vollständige Rehabilitierung.

Suspension:
Die Suspension ist wie die Exkommunikation eine Beugestrafe, die aber nur gegen Kleriker verhängt wird. Sie dürfen dann ihr Amt nicht ausüben, etwa eine Messe zelebrieren oder andere Sakramente spenden.  
Auch von ihrer Leitungsgewalt dürfen sie keinen Gebrauch machen. Die vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Pius X., aber auch alle ihre Priester, gelten nach wie vor als suspendiert und können bis auf weiteres nicht regulär innerhalb der katholischen Kirche ihrem Beruf nachgehen. Für die deutschen Bischöfe ist klar, dass diese Sanktion nur aufgehoben werden kann, wenn die Piusbruderschaft öffentlich ihre Zustimmung zu den bisher von ihr abgelehnten Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) bekundet hat. Das betrifft insbesondere die Anerkennung der Religions- und Gewissensfreiheit, das Bekenntnis zum interreligiösen Dialog und zu einer besonderen, positiven Beziehung der Kirche zum Judentum. Selbst der Papst kann katholische Gläubige nicht von der Zustimmung zu einzelnen als verbindlich vorgelegten Lehren entbinden.

Wie geht es weiter?
Nach der weltweiten Empörung über Traditionalistenbischof Richard Williamson, der in einem TV-Interview den millionenfachen Mord der Nazis an den Juden bestritt, wächst auch innerkirchlich der Druck auf den Vatikan, den weiteren Aussöhnungsprozess mit der Piusbruderschaft zu stoppen. Sollten ihre Führer an ihrer Ablehnung zentraler Aussagen des katholischen Lehramtes festhalten, ist eine erneute Exkommunikation nicht auszuschließen. Als wahrscheinlich gilt eine erneute Spaltung der Traditionalisten in einen Teil, der die von der Kirche gesetzten Bedingungen erfüllt und in einen Rest, der im Schisma verharren wird. Die Priesterbruderschaft hat sich bis dato nicht öffentlich erklärt. Auch der Vatikan hält sich nach wie vor bedeckt, wie es in der Angelegenheit weitergehen soll.