Der Vatikan steigt ins crossmediale Zeitalter ein

Aus YouTube wird PopeTube

Mit einer Video-Botschaft von Papst Benedikt XVI. ist der Vatikan am Freitag ins crossmediale Zeitalter eingestiegen. Die Kirche müsse immer bessere Wege und neue Formen finden, um die Stimmen und Bilder der Hoffnung über das Internet zu übermitteln, sagte das Kirchenoberhaupt im ersten Clip, mit dem der Vatikan um 12 Uhr auf der Video-Plattform "You Tube" online ging.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Ab sofort können Nutzer nicht nur Reden des Papstes lesen oder seine Stimme hören, sondern täglich auch bis zu drei aktuelle Videos aus dem Vatikan anschauen.

Möglich geworden ist der neue Service durch eine Zusammenarbeit des Vatikan mit Google. Der Internet-Gigant stellte der katholischen Kirchenzentrale einen Kanal zur Verfügung - wie zuvor bereits Barack Obama, dem britischen Buckingham Palace oder der jordanischen Königin Rania.

Google verfolge keine kommerziellen Interessen, sondern betrachte dies als Service zur Kommunikation, sagte der Chef von Googles Media-Solutions-Abteilung, Henrique de Castro, bei der Vorstellung des Projekts im Vatikan. Man habe für diese Kooperation weder die Geschäftspolitik noch die Suchfunktionen geändert, stellte er klar.

Das Angebot kostet den Vatikan "keinen Cent"
Umgekehrt kostet das neue Angebot auch den Vatikan "keinen Cent", unterstrich dessen Sprecher Federico Lombardi. Der Video-Dienst werde ausschließlich über die Arbeit der Mitarbeiter des vatikanischen Fernsehdienstes CTV und Radio Vatikan bestritten, verursache keine weiteren Kosten - und verzichte auf Werbung.

Der neue Seite ist in vier Sprachen verfügbar: auf Italienisch als Grundsprache, in den Weltsprachen Englisch und Spanisch sowie auf Deutsch - wegen des besonderen Interesses am "deutschen" Papst, hört man.

Sprachlich und formal ähnelt das neue Angebot den bisherigen Text-Seiten des vatikanischen Portals "vatican.va". Der neue, im Boulevard-Jargon bereits als "Pope Tube" titulierte Kanal, bietet seine Inhalte in allen vier Sprachversionen in einer anspruchsvollen theologisch-amtlichen Fachsprache an. Die Bildersprache ist eher statisch: Immer wieder wird der Papst beim Verlesen seiner Botschaften gezeigt.

Auf der Startseite sieht der Nutzer die Titel der anklickbaren Videos. Täglich sollen ein bis drei neue Bildsequenzen von maximal zwei Minuten hinzukommen. Die Bilder produziert das Vatikan-Fernsehen CTV, das über modernste technische Ausstattung verfügt und das Material in HD-Technologie und 16:9-Format liefert.

Die dazugehörigen Texte steuern die Sprachsektionen von Radio Vatikan bei. Schnitt sowie technische Umsetzung besorgt der internationale katholische Video-Dienst H2O, der bereits seit eineinhalb Jahren in dieser Zusammenarbeit Kurzfilme über Papst und Heiligen Stuhl erstellt. Bislang waren sie jedoch nur auf der eigenen Homepage und versteckt auf der von Radio Vatikan zu finden.

Ausweitung und Weiterentwicklung
Dorthin sowie auf CTV mit seinem umfangreichen Bildmaterial und auf das Presseamt des Heiligen Stuhls, wo die Kommuniques und Papstreden im Wortlaut zugänglich sind, verlinkt Vatikan-YouTube. Auch die Homepage des Vatikanstaates mit ihrem zusätzlichen Informationsmaterial ist direkt zugänglich. Der Vertiefung sollen dann noch weitere Links auf der Hauptseite dienen, etwa zur Vatikanzeitung "Osservatore Romano" in der jeweils gewählten Sprache, aber auch zu H2O mit Videos über die Weltkirche außerhalb Roms.

Noch in den Kinderschuhen steckt derzeit die in den Web-Communities beliebte Möglichkeit zur Interaktion. Zwar kann man dem Vatikan E-Mails schicken, sie werden aber (noch) nicht veröffentlicht. Man müsse erst noch Erfahrungen sammeln, denn natürlich könne man nicht alle Nachrichten beantworten, räumte Lombardi ein.

Grundsätzlich aber sei man für eine Ausweitung und Weiterentwicklung aufgeschlossen, fügte der Jesuit hinzu. So prüfe man, ob und wie das Angebot auf weitere Sprachen ausgeweitet werden könne. Und vielleicht, blickt Lombardi in die Zukunft, fänden sich ja auch Wege, wie nicht nur Kurz-Clips sondern auch längere Filme oder Übertragungen transportiert werden können.