Ausstellung über Papst Pius XII. in München

"Historische Wahrheit"

Nach der Premiere im vergangenen Jahr im Vatikan ist seit Freitag in Deutschland die Sonderausstellung zu Papst Pius XII. zu sehen. Das Ziel der Ausstellung ist "historische Wahrheit", so ein Vatikanvertreter. Namhafte Historiker unterstreichen dies.

 (DR)

Papst Pius XII. (1939-58) ist Thema einer Sonderausstellung im Berliner Schloss Charlottenburg. Sie solle zur historischen Wahrheit und zur angemessenen Würdigung des früheren Kirchenoberhauptes beitragen, erklärte der Regierungschef des Vatikanstaates, Kardinal Giovanni Lajolo. Bereits vor seiner Papstwahl sei Eugenio Pacelli als Nuntius in Deutschland besonders Berlin verbunden gewesen, betonte Lajolo, der von 1995 bis 2003 ebenfalls Botschafter des Heiligen Stuhls in Deutschland war. Sein schriftliches Grußwort wurde bei der Eröffnung der Schau am Donnerstagabend verlesen.

Kritiker werfen Pius XII. vor allem vor, er habe zu wenig gegen die Ermordung der europäischen Juden protestiert. Der Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, Walter Brandmüller, wies diese Einschätzung zurück. Pius XII. werde zu Unrecht unterstellt, "Hitlers Papst" gewesen zu sein. Dem widersprächen alle Erkenntnisse der historischen Forschung.

Brandmüller verurteilte besonders den Dramatiker Rolf Hochhuth als "profilierungsbedürftigen Theaterautor". In seinem 1963 entstandenen Bühnenstück "Der Stellvertreter" stellt Hochhuth Pius XII. als Papst dar, der zum Judenmord schweigt. Damit trug er wesentlich zu einer negativen Bewertung des Kirchenoberhauptes bei.

"Retten statt Reden"
Auch der Direktor der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn, Karl-Joseph Hummel, sagte, Pius XII. habe keinerlei Sympathien für die Nationalsozialisten gehabt. Zugleich räumte er ein, der Papst habe sich zum Holocaust "eher verhalten geäußert". Mit seiner Maxime "Retten statt Reden" habe er damit aber vielen tausend Juden das Leben gerettet. Der gegenwärtige Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, hob hervor, über sein politisches Wirken hinaus habe sich Pius XII. zu einer Vielzahl von Themen geäußert. Er habe wichtige Beiträge zur Vorbereitung des Zweiten VatikanischenKonzils (1962-65) geleistet.

Die Ausstellung wurde auf Initiative von Papst Benedikt XVI. vom Päpstlichen Komitee für Geschichtswissenschaften und weiteren Historikern erarbeitet. Anlässlich des 50. Todestags von Pius XII.
war sie 2008 im Vatikan zu sehen, später kommt sie auch nach München. Die Schau steht unter dem Titel "Opus Justitiae Pax" (Das Werk der Gerechtigkeit ist der Friede"). Es ist der Wahlspruch Pacellis bei seiner Wahl zum Bischof im Jahr 1917. Die Schau stellt seinen Lebensweg auf Schrifttafeln und mit Hilfe von Originalexponaten dar. Darunter ist die historische Papstkrone, die Tiara, die erstmals nördlich der Alpen zu sehen ist. Direktor Samuel Wittwer von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten lobte die Ausstellung als brillant. Zur Begründung für die Präsentation in dem Schloss verwies er auf die vielen Beziehungen Pacellis zum preußischen Königshaus.