Bayerns Ministerpräsident Seehofer beim Papst

"Vielleicht der schönste Augenblick im Leben"

Papst Benedikt XVI. hat den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer am Donnerstag in Privataudienz empfangen. Unter vier Augen hätten beide "umfassend über Wirtschaft und Ethik gesprochen", sagte Seehofer im Anschluss vor Journalisten. Dabei lobte er die "eindeutige Haltung" des Papstes in sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen. Der Papst habe betont, ohne eine Rückbesinnung auf Grundwerte sei auch ein erfolgreiches Wirtschaften nicht möglich, so Seehofer.

Tief bewegt: Horst Seehofer in Audienz bei Papst Benedikt XVI. (KNA)
Tief bewegt: Horst Seehofer in Audienz bei Papst Benedikt XVI. / ( KNA )

Er fühle sich tief bewegt und berührt durch die Begegnung, in der Benedikt XVI. auch seine Verbundenheit mit der bayerischen Heimat gezeigt habe, sagte der Ministerpräsident. Der Besuch sei für ihn auch eine «Pilgerreise» gewesen, sagte das frühere Mitglied der katholischen Arbeiterbewegung (KAB). Benedikt XVI. sei eine «sehr beeindruckende Persönlichkeit», sagte Seehofer. Der Papst sei über die Vorgänge in Bayern bestens informiert. Die Audienz im Vatikan bezeichnete er als «mutmachend», und als den «vielleicht schönsten Augenblick» seines Lebens.

Zugleich sei er, Seehofer, «ermutigt durch sein Verständnis von Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik». Die Soziallehre des Papstes, die er demnächst auch in einer Enzyklika darlegen werde, sei «die richtige Antwort auf das, was uns im Moment bewegt beim Zusammenbruch der Finanzmärkte, der weltweiten Rezession, dem Verlust von Arbeitsplätzen».

Nachdrücklich warb Seehofer für eine Besinnung auf die Prinzipien der katholischen Soziallehre. Das Weltbild eines nur profitorientierten Kapitalismus sei «zu Grabe getragen», sagte er. Er hoffe nur, «dass wir es dauerhaft begreifen und nicht, wenn die Krise überwunden ist, wieder einen Rückfall in Spekulationskapitalismus oder Marktradikalismus erleben». Als weitere Themen des halbstündigen Privatgesprächs mit dem Papst und einer anschließenden Begegnung mit dem vatikanischen Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti nannte Seehofer die Lage im Nahen Osten und europapolitische Fragen.

Benedikt XVI. sei über die Vorgänge in seinem Heimatland weiterhin bestens informiert, sagte Seehofer. «Bayern bleibt präsent, im Herzen und im Kopf.» Die Vorgänge in der CSU und die Wechsel an der Regierungsspitze habe der Papst nicht kommentiert. Jedoch habe er «mit Schmunzeln» darauf hingewiesen, dass Seehofer nach Günther Beckstein und Edmund Stoiber bereits der dritte bayerische Ministerpräsident sei, der zu einer Privataudienz komme.

Als Geschenk überbrachte die bayerische Delegation neben einer Spende für soziale und karitative Zwecke auch eine besondere Gabe: Brot aus der Bäckerei in Rimsting am Chiemsee, in der die Mutter des Papstes aufgewachsen war. «Immer wenn es um seine Heimat geht, um sein Land, um seine Menschen und sein früheres Wirken, dann merkt man, dass er mit allen Gefühlen dabei ist», sagte Seehofer.