Im Gaza-Streifen ruhten nur kurz die Waffen - Vatikan fordert ungehinderten Zugang von Hilfsgütern

Für ein paar Stunden

Die von Israel angekündigte Waffenruhe im Gazastreifen ist nur von kurzer Dauer gewesen. Nur wenige Stunden nach Inkrafttreten der einseitigen Waffenruhe feuerten Palästinenser Raketen Richtung Gaza - und Israel schoss aus der Luft zurück. Ministerpräsident Olmert hatte vor einem erneuten Beschuss gewarnt, sollten israelische Zivilisten oder Soldaten angegriffen werden. Papst Benedikt XVI. hat derweil den Christen im Gaza-Streifen eine persönliche Hilfsspende zugeleitet.

 (DR)

Im Gazastreifen war um zwei Uhr Ortszeit eine von Israel verkündete einseitige Waffenruhe in Kraft getreten. Die Einstellung der Kampfhandlungen von Seiten der israelischen Streitkräfte war wenige Stunden zuvor von Ministerpräsident Olmert bekannt gegeben worden. Israel habe seine Kriegsziele mehr als erreicht, sagte Olmert vor Journalisten in Tel Aviv. Zuvor hatte das israelische Sicherheitskabinett die einseitige Waffenruhe gebilligt.

Generalstabschef Aschkenasi erklärte in einer Stellungnahme, dass die Militäroperation "noch nicht zu Ende" sei. Die Truppen im Gazastreifen hätten den Befehl erhalten, feindliches Feuer zu erwidern. Olmert hatte auf der Pressekonferenz dargelegt, dass die israelischen Truppen erst dann den Gazastreifen verlassen dürften, wenn auch die militanten Palästinenser ihre Kampfhandlungen einstellen.

Die Hamas erklärte jedoch die einseitig ausgerufene Waffenruhe für bedeutungslos erklärt, solange sich Israel nicht aus dem Gazastreifen zurückzieht und die Blockade des Gebietes aufhebt. Die Organisation werde nicht die Präsenz eines einzigen israelischen Soldaten im Gazastreifen tolerieren, egal wie hoch der Preis sei, sagte Hamas-Sprecher Barhum in einer im palästinensischen Fernsehen übertragenen Ansprache.

Bei einem Gipfel auf Einladung von Präsident Mubarak soll heute über Auswege aus dem Konflikt b eraten werden. Dazu werden auch Bundeskanzlerin Merkel, Präsident Sarkozy, Premier Brown und UN-Generalsekretär Ban sowie der jordanische König Abdullah II. in Scharm el Scheich erwartet. Olmert will nach israelischen Medienberichten nicht an dem Gipfel teilnehmen. Merkel wird nach Angaben eines Regierungssprechers am Nachmittag von Scharm el Scheich nach Israel weiterreisen.

Vatikan für Schutz der Zivilisten
Der Vatikan hatte noch am Samstag einen sofortigen Waffenstillstand im Gaza-Streifen sowie den ungehinderten Zugang von Hilfsgütern gefordert. Zudem müsse die Zivilbevölkerung gemäß den internationalen Normen wirksam geschützt werden, sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls, Erzbischof Celestino Migliore, bei der UNO in New York. In den vergangenen Tagen sei die Unterscheidung zwischen zivilen und militärischen Zielen auf allen Seiten missachtet worden, hob der Vatikan-Diplomat am Freitag (Ortszeit) hervor. «Wir rufen alle Seiten auf, die Erfordernisse der internationalen humanitären Normen vollständig zu beachten, und den Schutz der Zivilbevölkerung zu garantieren», so der Erzbischof.

Bislang fehle leider allen Seiten der politische Mut und Wille für einen gerechten und dauerhaften Frieden, betonte er. Die UNO habe jetzt die Aufgabe, sich für einen Waffenstillstand einsetzen und den Weg für Verhandlungen, Frieden, gegenseitiger Akzeptanz und Kooperation trotz allen Unterschiede zu ebnen, sagte der Vatikan-Diplomat.

Papst schickt humanitäre Hilfe für Christen in Gaza
Papst Benedikt XVI. hat den Christen im Gaza-Streifen eine persönliche Hilfsspende zugeleitet. Der Scheck sei über das vatikanische Caritas-Ministerium «Cor unum» an den dortigen Pfarrer, Pater Manuel Musallam, an die Mutter-Teresa-Schwestern sowie weitere Ordens-Einrichtungen gegangen, heißt es in einer Vatikan-Mitteilung vom Samstag. Die Mittel, über dessen Höhe der Vatikan keine Angaben machen wollte, seien für die kleine, aber engagierte katholische Gemeinde bestimmt.

Der Papst habe in den letzten Wochen mehrfach seine Verbundenheit mit den Gläubigen im Gaza-Streifen bekundet, die so sehr am anhaltenden Konflikt und der humanitären Krise litten, so das Kommunique. Der Päpstliche Rat «Cor unum», der vom deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes geleitet wird, ist für die Begleitung und Koordination der katholischen Hilfsarbeit zuständig. Im Gaza-Streifen leben rund 3.000 Christen.