Tchibo und Esso stoppen nach Protesten umstrittene PR-Kampagne

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Tchibo und Esso haben eine gemeinsame PR-Aktion gestoppt, die bundesweit an rund 700 Tankstellen unter dem Slogan "Jedem den Seinen" für Kaffeesorten warb. Laut "Frankfurter Rundschau" bedauerten Sprecher der beiden Unternehmen die "unglückliche Wahl" des Slogans und kündigten an, die Plakate schnellstmöglich abzuhängen.

 (DR)

Die Redewendung «Jedem das Seine» («suum cuique») hatten die Nationalsozialisten missbraucht: Sie stand über dem Eingang des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar. Geprägt hatte ihn allerdings der Philosoph Cato der Ältere (234 - 149 v. Chr.). Er meinte ihn positiv: Jeder Mensch solle sein Leben nach eigenem Gutdünken gestalten können.

Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, nannte das Plakat eine «nicht zu überbietende Geschmacklosigkeit» und ein Beispiel «totaler Geschichtsunkenntnis». Solange es noch einen einzigen Menschen gebe, der bei der Redewendung an Buchenwald denke, sei es unmöglich, einen derartigen Werbespruch zu verwenden.

Tchibo und Esso sind den Angaben der «Frankfurter Rundschau» zufolge nicht die ersten, die den Satz «Jedem das Seine» für PR-Zwecke verwenden. 1998 bewarb Nokia austauschbare Handy-Gehäuse mit dem Slogan. Die Plakate wurden mit dem Shakespeare-Titel «Was ihr wollt» überklebt, nachdem unter anderem das American Jewish Commitee dagegen protestiert hatte. Kurze Zeit später konnte der Handelskonzern Rewe ein Prospekt nicht mehr stoppen, in dem es hieß: «Grillen: Jedem das Seine». Rewe entschuldigte sich öffentlich.