Orthodoxe Christen in Gaza erleben ein trauriges Fest

Weihnachten unter Bombenhagel

Das größte Weihnachtsgeschenk für die orthodoxen Christen in Gaza war eine dreistündige "Feuerpause": Zwar wurde der Beschuss des Küstenstreifens laut Augenzeugen am Mittwochmittag nicht komplett eingestellt, aber immerhin reduziert. Der internationale Druck auf Israel, humanitäre Maßnahmen zuzulassen, hatte zugenommen, nachdem Artilleriefeuer auf eine mit Flüchtlingen gefüllten UN-Schule mehr als 40 Menschenleben gefordert hatte. Das war am orthodoxen Heiligabend.

Autor/in:
Gabi Fröhlich
 (DR)

Zur Weihnachtsliturgie versammelten sich am Mittwochmorgen in der orthodoxen Kirche von Gaza rund 50 Gläubige, berichtet der Bischof von Gaza-Stadt, Alexios - Pfarreimitglieder aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Für die anderen sei der Weg unter den anhaltenden Fliegerangriffen zu gefährlich gewesen. Zu friedlicheren Zeiten versammelten sich in und um die Kirche mehrere tausend Gläubige, fast die gesamte christliche Gemeinschaft des Küstenstreifens. Die meisten der knapp 3.000 Christen dort gehören zur griechisch-orthodoxen Kirche.

Die Mitglieder seiner Gemeinschaft seien nach seiner Erkenntnis bislang weitgehend unversehrt, so der Bischof, der mit zwei Mönchen in dem Krisengebiet ausharrt. Allerdings seien viele Häuser beschädigt und die Versorgungslage schlecht. Die Menschen wagten sich wegen der Gefahr auf den Straßen nicht aus den Häusern. Vor allem die Kinder litten unter der zermürbenden Situation mit ständigem Flugzeuglärm und Explosionen zum Teil in nächster Nähe..
«Wir bitten in jeder Liturgie den König des Friedens, dass er die Verantwortlichen erleuchte», so Alexios. Und an die Christen in der Welt gerichtet appellierte er: «Betet mit uns!»

Am Geburtsort Jesu in Bethlehem trug die Geburtsbasilika zum orthodoxen Weihnachtsfest Trauer: Auf dem Kirchturm hatten Gläubige schwarze Fahnen gehisst, als Zeichen des Kummers über die vielen hundert Toten und Verletzten in Gaza. Die Weihnachtsbeleuchtung in der Geburtsstadt Jesu blieb ausgeschaltet, viele Geschäfte geschlossen. Beim feierlichen Einzug des griechisch-orthodoxen Patriarchen am Dienstag zogen nicht wie üblich mehrere Dutzend arabische Pfadfinderbands mit Dudelsäcken und Trommeln dem Kirchenoberhaupt voraus, sondern nur eine Gruppe mit eher getragenen Klängen.

«Wir haben den weltlichen Teil der Feiern auf ein Minimum reduziert und uns nur auf die Liturgie konzentriert», erläutert der griechisch-orthodoxe Bischof Aristarchos aus Jerusalem. Zur mitternächtlichen göttlichen Liturgie sei die Geburtsbasilika voll besetzt gewesen, obwohl viele arabische Christen aus Israel nicht ins palästinensisch verwaltete Bethlehem gekommen waren - zum Teil aus Furcht vor Unruhen im Westjordanland, zum Teil aber auch, weil ihnen nicht wirklich nach den üblichen Festivitäten zumute war.

An Weihnachten feiern die einheimischen Christen nach dem Gebet normalerweise Freudenfeste mit Tanz und Gesang. Veranstalter in Bethlehem überbieten sich in der Regel gegenseitig mit ihrem Programm. Die Weihnachtsfeiern der westlichen Kirchen im Dezember hatten mit ausgebuchten Hotels und Restaurants noch auf ein Rekord-Weihnachten hoffen lassen. Doch schon wenige Tage später war das Fest vorbei, die Feiern abgesagt und die Hotels wieder leer. Bedrückt schauen die Menschen nach Gaza und fürchten, dass der ersehnte Frieden für ihre Heimat wieder in weite Ferne gerückt ist.