Zehntausende Teilnehmer bei Gottesdienst in Madrid - Zapatero in der Kritik

Für Familienwerte und gegen Abtreibung

Im Protest gegen die staatliche Familienpolitik mobilisiert Spaniens Kirche die Massen. Zehntausende waren auf die Plaza de Colon, den Kolumbusplatz in Madrid gekommen, um dort einen Gottesdienst unter dem Motto "Die Familie, Gnade Gottes" zu feiern. Mehr als 1.000 Busse brachten Menschen aus allen Teilen Spaniens in die Landeshauptstadt. Auch Papst Benedikt XVI. war dabei - wenn auch nur per Video-Botschaft vom Petersplatz zugeschaltet.

Autor/in:
Manuel Meyer
 (DR)

Das Kirchenoberhaupt sprach der begeisterten Menge Mut zur Verteidigung der christlichen Familienwerte zu und unterstrich die herausragende Rolle der Familie innerhalb der Gesellschaft. Auch der Madrider Kardinal Antonio Maria Rouco Varela setzte sich entschieden für diese Lebensform ein. «Die Zukunft der Menschheit liegt in der Familie», sagte der Vorsitzende der Spanischen Bischofskonferenz und Initiator der Veranstaltung. Es sei möglich, «die Ehe und die Familie in einer Form zu leben, die von der abweicht, die in unserer Gesellschaft derzeit so in Mode ist».

Kritik an der Regierung
Ein scheinbar schwammiger Satz - doch dahinter steht eine Kritik, die sich teilweise direkt gegen Reformprojekte der sozialistischen Regierung in Spanien richtet. Mit Blick auf die «erstickende Situation» und die «ernsthaften Gefahren», in der sich die Institution Familie in Spanien befände, «können wir nicht einfach zusehen», erklärte der Bischof von Almeria, Adolfo Gonzalez Montes. Man behandle die Familie in Spanien wie eine «überholte Institution aus vergangenen Zeiten».

Wie bei dem Familiengottesdienst im vergangenen Jahr, an dem 200.000 Menschen teilnahmen, fanden die Bischöfe des Landes also auch dieses Mal deutliche Worte für die Politik unter Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero. Ging es 2007 vor allem um Reformprojekte wie die Einführung der sogenannten Homo-Ehe mit Recht auf Adoptionen oder die Erleichterungen von Scheidungen, sorgt nun die geplante Reform der Abtreibungsgesetze für Zündstoff zwischen Kirche und Regierung.

Wie vor kurzem bekannt wurde, spricht sich die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission für eine straffreie Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche aus. Obwohl es sich dabei bisher nur um Gerüchte und Überlegungen handelt, kündigte die Regierung bereits vor wenigen Monaten an, in Spanien eines der europaweit liberalsten Abtreibungsgesetze einführen zu wollen.

Derzeit sind Schwangerschaftsabbrüche in Spanien nur in wenigen Ausnahmefällen erlaubt. Seit der Straffreistellung 1985 führen Ärzte in fast allen Fällen eine Gefährdung der «Gesundheit der Mutter» als Begründung an. 2007 wurden 112.000 Abtreibungen registriert.

Die Kirche reagierte auf die Pläne der Regierung von Anfang an mit deutlicher Kritik. «Wir Christen können in Anbetracht der zunehmenden Abtreibungszahlen nicht einfach zuschauen», erklärte Kardinal Rouco und bezeichnete die vorgesehene Liberalisierung als «Kultur des Todes».