Papst beklagt endloses Blutvergießen im Geburtsland Jesu

Schatten auf geplanter Heilig-Land-Reise

Papst Benedikt XVI. hat seinen öffentlichen Auftritt am Sonntag zum Angelus-Gebet für einen eindringlichen Appell zu einem Waffenstillstand genutzt. Er beklagte und verurteilte die "unglaubliche Gewalt" - Gewalt von beiden Seiten, mit vielen Opfern unter der Zivilbevölkerung. Er forderte ein sofortiges Ende der Kämpfe sowie Verhandlungen. Und er bat die internationale Gemeinschaft, Israelis und Palästinensern bei der Suche nach einem Ausweg aus dem Teufelskreis der Gewalt zu helfen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Papst Benedikt XVI. beim sonntäglichen Angelus (KNA)
Papst Benedikt XVI. beim sonntäglichen Angelus / ( KNA )

«Das Geburtsland Jesu darf nicht weiterhin Zeuge eines solchen Blutvergießens sein, das sich endlos wiederholt», mahnte das Kirchenoberhaupt.


Schon in seiner Weihnachtsbotschaft hatte sich Papst Benedikt XVI. ahnungsvoll besorgt zur Lage im Nahen Osten geäußert, wo sich der Horizont für Israelis und Palästinenser «erneut zu verfinstern» drohe. Keine 48 Stunden später ist der Sturm losgebrochen. Man habe mit einem Militärschlag gegen die Strukturen der Hamas im Gaza-Streifen gerechnet, seit diese die Waffenruhe aufkündigte und wieder Raketen auf Israel abfeuerte, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Wochenende in Radio Vatikan. Aber man sei doch über die Intensität der Militäraktion und die Zahl der Opfer überrascht.

Was wird aus der Reise?
Der neue Ausbruch der Gewalt wirft auch Schatten auf die geplante Reise des Papstes in den Nahen Osten. Mit keinem Wort war Benedikt XVI. in der weltweit übertragenen Weihnachtsbotschaft auf sein bislang riskantestes Reiseprojekt eingegangen. Überhaupt schweigt der Vatikan bislang beharrlich zu allen Spekulationen um Daten und Details des Besuchs, der im Mai erwartet wird.

Zwar entsandte der Vatikan seinen Reisemarschall in die Region, aber offenbar in erster Linie, um einen «Fall X» durchzudenken und dafür gerüstet zu sein - wohl in dem Wissen, dass eine Reise ins Heilige Land angesichts der vielen Unbekannten und Risiko-Faktoren bis zuletzt fraglich und gefährdet sein kann.

Der Vatikan blieb bei seiner Zurückhaltung, als in israelischen Medien angebliche Einzelheiten zum Programm auftauchten - und er schwieg weiter, als auf israelischer Seite über den Charakter der Papstreise spekuliert wurde: Sie solle eine reine Pilgerfahrt und nicht an politische, wirtschaftliche oder diplomatische Bedingungen geknüpft sein, hieß es. Allerdings ließen die Indiskretionen zum angeblichen Reiseverlauf wenig Kreativität erkennen. Sie lasen sich in großen Teilen wie das Reiseprogramm, das Johannes Paul II. im Jahr 2000 in der Region absolviert hatte.

Es liegt der Schluss nahe, dass über eine Heilig-Land-Reise des Papstes im Mai 2009 noch nicht abschließend entschieden ist.
Benedikt XVI. möchte - auch mit Rücksicht auf sein Alter - gerne und möglichst bald das Geburtsland Christi besuchen. Wollte er damit jedoch warten bis Frieden eingekehrt, bis der israelisch-palästinensische Konflikt beigelegt und die Situation der Christen positiv geklärt ist, dürfte das Projekt fraglich sein.

So suchen der Vatikan und seine Diplomaten zusammen mit den einladenden Politikern und Kirchenführern in Jordanien, Israel und den Palästinenser-Gebieten nach einem Kompromiss: Wie von einer Papstreise neben dem Gebet an den Heiligen Stätten auch glaubwürdig Friedensimpulse für die Region ausgehen können. Israelische Bomben auf Gaza oder Hamas-Raketen auf Israel passen nur schwer in einen solchen Rahmen.