Erzbischof Zollitsch ruft zur Solidarität mit den Schwachen auf

Not bei den Nachbarn

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat an Weihnachten zu Solidarität mit den Schwachen und mehr sozialer Verantwortung aufgerufen. Bei der Sorge für die Wirtschaft dürfe der Blick für die Mitmenschen an "unserer Nachbarstür" und die Perspektive auf die kommende Generation nicht vernachlässigt werden, erklärte Zollitsch am ersten Weihnachtstag im Freiburger Münster.

 (DR)

Es sei die Aufgabe aller, die Verantwortung tragen, dafür zu sorgen, dass die Wirtschaftskraft erhalten bleibe und die Arbeitsplätze gesichert würden. Angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise sprach sich Zollitsch für Hilfsmaßnahmen zum Erhalt von Banken und Schlüsselindustrien aus.

Zugleich mache es ihn allerdings «mehr als nachdenklich, wenn wir über Nacht zur Lösung von Finanz- und Wirtschaftsproblemen Milliardenbeträge bereit stellen und andererseits die Mittel fehlen, um das Kindergeld um mehr als 10 Euro im Monat zu erhöhen oder die Bezuschussung für Kindergärten und Schulen in der erforderlichen Weise auszubauen», fügte er hinzu.

In diesem Zusammenhang beklagte er, dass fertig ausgebildete junge Menschen vielfach keinen sicheren Arbeitsvertrag mehr bekämen, der für sie eine entscheidende Grundlage darstelle, um eine Familie zu gründen und Ja zum Kind zu sagen. Hier ist ein Umdenken in unserer Gesellschaft dringend notwendig!«, so der Erzbischof.

Es könne Christen nicht gleichgültig sein, wenn die zu befürchtende Wirtschaftskrise viele in Bedrängnis zu bringen drohe, betonte Zollitsch: »Dann darf man von uns mehr erwarten, als eine Kritik aus der warmen Wohnzimmerstube, mehr als Kritik am kühlen, unmenschlichen Finanzgebahren mancher Banker oder dem unmoralischen, weil gierigen Wirtschaften einiger Manager.«

Das Kind in der Krippe stelle letztlich die Frage, was für das eigene Handeln im Vordergrund steht. Jeder müsse sich die Frage stellen, ob er auf einen lieb gewonnenen Vorteil verzichten würde, »um anderen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen?" Christen könnten der Solidarität Gottes durch ihr Tun ein Gesicht geben.