Weihnachtsfeierlichkeiten im Heiligen Land - Israel angeklagt

Am Ort des Geschehens

Viele Hundert Pilger aus aller Welt haben in der Nacht zum Donnerstag an den Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem teilgenommen. Der neue lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, rief in der Mitternachtsmesse in der Geburtskirche Jesu zur Versöhnung und zum Frieden auf. Friede sei ein Recht aller Menschen. Krieg könne niemals Frieden bewirken und Gefängnisse könnten keine Stabilität garantieren, sagte Twal. Ohne direkt auf den Nahostkonflikt einzugehen, unterstrich er, auch Mauern könnten keine Sicherheit garantieren.

 (DR)

Im Anschluss den Gottesdienst legte der Patriarch eine Jesusfigur auf den Stern, der nach alter Überlieferung die genaue Stelle der Geburt Jesu markiert. Neben Hunderten von Pilgern war auch in diesem Jahr Palästinenserpräsident Mahmud Abbas als Ehrengast in der dicht besetzten Basilika. Er hatte zuvor das von Deutschland und der Schweiz aus finanzierte Caritas Baby-Hospital besucht, das einzige Kinderkrankenhaus im Westjordanland.

Die ganze Nacht über pilgerten zahllose Besucher zur Bethlehemer Geburtsgrotte, viele davon die etwa 13 Kilometer von der Jerusalemer Altstadt aus zu Fuß. Auch auf den Hirtenfeldern wechselten sich trotz kühler Witterung Pilgergruppen aus aller Welt stündlich an den Freilichtaltären für die Christmetten ab. Am Checkpoint Bethlehem stauten sich trotz gewisser Lockerung der Kontrollen durch das israelische Militär bis in die tiefen Nachtstunden die Busse und Autos.

In Gaza feierte die kleine katholische Gemeinde ihre Christmette aus Sicherheitsgründen bereits am späten Nachmittag. Die Gazaer Christen hätten für die Feiertage viel weniger Visa für einen Besuch in Bethlehem und bei ihren Verwandten im Westjordanland bekommen als erhofft, sagte der Pfarrer von Gaza, Manuel Musallam, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Abriegelung des Gaza-Streifens durch Israel nach wiederholten Raketenangriffen gegen naheliegende Siedlungen bezeichnete der Geistliche als «Verbrechen gegen die Menschlichkeit": 1,5 Millionen Menschen litten in dem Krisengebiet; sie hätten «kein Brot zu essen» und keine Weihnachtsgeschenke für die Kinder.

Mit Blick auf den ungelösten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern sagte der Lateinische Patriarch von Jerusalem in seiner Predigt: «Wir sind dieser Situation müde». Zu lange scheine das Warten auf den Friedensbringer zu dauern, die Menschen im Land seien «taub geworden von den vielen Reden und Versprechungen.» Das «Weinen der Witwen» mische sich mit dem Lärm der Kanonen und Maschinengewehre, «es bricht uns das Herz und zerstört die Stille der Krippe.» Doch besäßen weder der Angreifer noch der Angegriffene den Frieden. Dieser, so der Patriarch, könne nur als Geschenk Gottes erbeten und empfangen werden.