Bioethik-Schreiben aus dem Vatikan stößt auf breite Zustimmung

"Nicht zu übersehender Markstein"

Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland haben das neue Bioethik-Schreiben von Papst Benedikt XVI. gewürdigt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sprach von einem "zutiefst humanen" Ethos. Für die Diskussion über Biomedizin stelle das Dokument einen "nicht zu übersehenden Markstein" dar.

 (DR)

Der Vorsitzende der Unterkommission Bioethik der Bischofskonferenz, Bischof Gebhard Bischof, nannte das Papier ein "hilfreiches Bekenntnis zur Würde der menschlichen Person von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod".

In dem am Freitag veröffentlichten Lehrschreiben mit dem Titel "Dignitas personae" (Die Würde der Person) erweitert die Römische Glaubenskongregation die katholische Morallehre auf neue medizinische Verfahren wie die Stammzellforschung, das Klonen und die Präimplantationsdiagnostik. Der Vatikan lehnt künstliche Befruchtung als Weg der menschlichen Fortpflanzung ab und verurteilt die massenhafte Vernichtung von Embryonen in der Medizin.

Zollitsch verweist auf den von der Glaubenskongregation vorgenommenen Unterschied zwischen therapeutischen und medizinisch nicht angezeigten Eingriffen. Humangenetische Eingriffe mit therapeutischer Absicht seien auch im embryonalen Stadium erlaubt.  Dagegen verbiete sich das Klonen, weil es menschliche Lebewesen instrumentalisiere.

"Die Würde des Menschen kommt von Gott, und sie ist unteilbar"
Fürst betont, das Dokument ermutige gerade auch christliche Wissenschaftler, sich im Fortschritt der Biomedizin zu engagieren und dadurch in den Dienst am Leben und der Würde Leidender und Gebrechlicher zu stellen. Ebenso sei die Absage des Dokuments an alle Tendenzen dringend notwendig, biomedizinische Erkenntnisse und Technologien unter eugenischen Perspektiven voranzutreiben und einzusetzen.

Ähnlich äußerte sich der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen. "Die Würde des Menschen kommt von Gott, und sie ist unteilbar", betonte er. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bezeichnete das Lehrschreiben als "wichtigen Beitrag zur dringend notwendigen Gewissensbildung in bioethischen Fragen". ZdK-Präsident Hans Joachim Meyer versprach, die Positionen "mit Nachdruck in den öffentlichen Diskurs einzubringen".

Nach Ansicht des Mainzer Moraltheologen Johannes Reiter wird die Debatte um neue biomedizinische Techniken auch nach Veröffentlichung des Lehrschreibens weitergehen. In einigen Punkten hätte das Schreiben noch restriktiver sein können, sagte Reiter der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Insgesamt aber verfolge es einen umfassenden Ansatz, der sich konsequent am Wert des menschlichen Lebens orientiere, so Reiter, der auch Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben ist.