Entwicklungshelfer warnen vor Militäreinsatz am Horn von Afrika

Piratenjagd

 (DR)

Militäreinsätze am Horn von Afrika können nach Ansicht des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) die dort grassierende Schiffspiraterie nicht eindämmen. Ursache für die jüngsten Entwicklungen sei vielmehr eine rücksichtslose wirtschaftliche Ausbeutung der betroffenen Meeresgebiete durch europäische und asiatische Unternehmen, erklärte der EED am Dienstag in Bonn. Um zu überleben, schlössen sich immer mehr verarmte Kleinfischer an der somalischen Küste den kriminellen Banden an.

Die Europäische Union hatte am Montag den Startschuss für den Marineeinsatz «Atalanta» am Horn von Afrika gegeben. Die EU-Flotte aus sechs Kriegsschiffen und drei Aufklärungsflugzeugen bildet den ersten Marineeinsatz in der Geschichte der EU. Für eine deutsche Beteiligung ist noch die Zustimmung von Bundesregierung und Bundestag erforderlich. Laut den Planungen soll sich die Bundeswehr mit einer Fregatte und mindestens 1.000 Soldaten beteiligen.

Solche Maßnahmen setzten falsche Akzente, kritisierte EED-Experte Wolfgang Heinrich. «Anstatt sich mit den wirtschaftlichen und politischen Ursachen der Piraterie zu befassen, geht es ausschließlich um die militärische Absicherung deutscher und europäischer Wirtschaftsinteressen.» Vertreter von lokalen Kleinfischerorganisationen zeigten sich laut EED verwundert, «wie schnell die Industrienationen auf die Piraterie vor Somalia reagieren, sobald ihre Handelswege bedroht sind». Wenn europäische Großtrawler vor afrikanischen Küsten illegal Fanggründe plünderten, würden Kontrollen und Maßnahmen hingegen auf die lange Bank geschoben.