Wirtschaftsexperte: Zehn Gebote gelten auch für Unternehmen

Du sollst nicht stehlen

Die Zehn Gebote gelten nach Auffassung des Berliner Wirtschaftswissenschaftlers Gert Wagner auch ungeteilt für Unternehmen. "Wer sich als Unternehmen daran hält, hat kein Problem damit, was er in einer Situation machen soll und was nicht", sagte Wagner am Freitagabend in Kassel beim Adventsempfang der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

 (DR)

Wagner, Vorsitzender der Kammer für Soziale Ordnung der Evangelischen Kirche in Deutschland, hob hervor, dass der zur Marktwirtschaft gehörende Eigennutz bereits im Gebot der Nächstenliebe angelegt sei. Dort heiße es nicht nur, dass man den Nächsten lieben solle, sondern auch sich selbst. «Der christliche Glaube verurteilt nicht per se Eigenliebe und Eigennutz», erklärte er.

Allerdings gebe es auch Grenzen, schränkte Wagner ein. «Jeder muss die Chance zur gesellschaftlichen Teilhabe haben», forderte er eine sozial regulierte Marktwirtschaft. Kritisch wandte sich Wagner gegen Forderungen der Politik nach mehr Eigenverantwortung. Nicht jeder Mensch sei als Unternehmer geeignet. «Die Politik sollte aufhören, ständig die Übernahme von Risiko und Eigenverantwortung zu predigen.
Man sollte den Menschen so nehmen, wie er ist», sagte er. Den Kirchen empfahl er, bei der Formulierung von Details zur Verbesserung der Gesellschaft zurückhaltend zu sein.

Zuvor hatte der Bischof der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Martin Hein, in seiner Begrüßungsrede hervorgehoben, dass nach evangelischem Verständnis Freiheit und Verantwortung eng aufeinander bezogen seien. «Wirtschaft ist zu den vorletzten Dingen dieser Welt zu rechnen», verwies er auf die theologische Perspektive. Da aber die Welt andererseits keine wirtschaftsfreie Zone sei, müsse die Kirche auch hier Stellung beziehen.