Bischof mahnt Verantwortung für Schwache an - Bundeskongress katholischer Schulen

Katholischen Schulen für mehr Bildungsgerechtigkeit

Katholische Schulen wollen ihr Engagement für Bildungsgerechtigkeit verstärken. Der Anspruch ergebe sich aus dem christlichen Ethos und sei "angesichts notorischer Gerechtigkeitsdefizite des deutschen Schulbildungssystems" eine besondere Herausforderung, erklärte die Bamberger Religionssoziologin Marianne Heimbach-Steins, am Freitag in Essen. Die Professorin für Christliche Gesellschaftslehre hielt beim 5. Bundeskongress Katholische Schulen vor rund 230 Teilnehmenden aus dem Schulwesen einen Grundsatzvortrag über den "sozialen Bildungsauftrag Katholischer Schulen".

 (DR)

Bildung als Menschrecht habe erst nach der Jahrtausendwende und durch die "Pisa-Schocks" Eingang in die öffentliche Diskussion gefunden, erläuterte Heimbach-Steins. Von ihrem Selbstverständnis her hätten katholische Schulen traditionell eine "Option für die Armen" und verstünden sich als "Schule für alle". Insofern gehe es ihnen "um gesellschaftlichen Ausgleich und um Kompensation vorhandener Ungleichheiten" vor allem für Bildungsbenachteiligte. Deshalb könne es in katholischen Schulen auch nicht darum gehen, eine Elitebildung im Sinne von Leistung oder Besitz zu fördern, sondern "Verantwortungseliten heran zu bilden".

Als Benachteiligte bezeichnete der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker vor allem Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit Behinderungen oder von Armut Betroffene, die wenig Unterstützung bekämen oder sich keine teuren Klassenfahrten leisten könnten. "Wir spüren, dass die Förderung benachteiligter junger Menschen eine riesige und wachsende Herausforderung darstellt für jede und jeden einzelnen im katholischen Schulwesen", sagte der Vorsitzende der Kommission für Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz weiter.

Demgegenüber wies der Essener Bildungswissenschaftler Klaus Klemm kritisch darauf hin, dass katholische Schulen wegen ihrer konfessionelle Bindung für Migrantenkinder oft nicht zugänglich seien. "Genau deshalb wählen viele Eltern doch diese Schulen als eine Art Fluchtburg, weil sie ausländerfrei sind." Klemm forderte angesichts einer möglichen Einführung von Schul-Rankings außerdem, rechtzeitig Strategien zu entwickeln "damit die Schulen nicht gezwungen werden, die Schwachen abzuschieben".

Kritik am "Hype auf Rankings"
Auch die saarländische Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), kritisierte den weit verbreiteten "Hype auf Rankings". Stattdessen sei es wichtig, die vorhandenen Mittel und Strukturen besser zu vernetzen, um Stigmatisierung und Resignation zu bekämpfen und die individuelle Förderung zu verbessern. So könne ein Sozialarbeiter zum Beispiel von Schulen und Kommunen gemeinsam finanziert werden und schon in der Schule aktiv werden.

Derzeit gibt es in Deutschland den Angaben nach 1.140 katholische Schulen in freier Trägerschaft mit rund 380.000 Schülerinnen und Schülern. Davon sind etwa 180 berufsbildende Schulen, 260 Schulen im Gesundheitswesen und 535 allgemeinbildende Schulen, davon 208 Gymnasien. Veranstalter des Bundeskongresses Katholische Schulen ist der Arbeitskreis Katholischer Schulen in freier Trägerschaft in der Bundesrepublik Deutschland (AKS).