Hilfswerke befürchten Rückgang der Einnahmen

Finanzkrise trübt Spendenzeit

Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Viele Hilfswerke nehmen in den Monaten von Oktober bis Dezember mehr als die Hälfte ihrer Spenden ein. Seit der Finanzkrise bangen jedoch einige um ihre Einnahmen. Es ist fraglich geworden, ob etwa Projekte zur Bekämpfung der Malaria in Afrika fortgesetzt werden können. Besonders besorgt zeigen sich die Verantwortlichen der SOS-Kinderdörfer. "Wir können für den Monat Oktober bereits einen Einbruch von zehn Prozent beobachten", sagt der Geschäftsführer Wilfried Vyslozil. Alle Projekte, die im kommenden Jahr von
SOS-Kinderdörfer International neu gestartet werden sollten, seien gestrichen worden.

 (DR)

Auch viele andere große Hilfswerke in Deutschland sind verunsichert. Im Moment gebe es zwar noch keine Hinweise auf eine Zurückhaltung der Spender, sagte Carsten Scholz, Fundraiser der Deutschen Welthungerhilfe. Aber er verfolge die Entwicklung mit Sorge. Ähnlich äußern sich auch die Verantwortlichen bei «Ärzte ohne Grenzen» und dem Deutschen Roten Kreuz.

Eine Umfrage des Deutschen Fundraising Verbands unter Hilfswerken ergab, dass es vor allem schwieriger wird, neue Spender zu gewinnen. Außerdem könnten Unternehmen die schlechte Wirtschaftslage zum Anlass nehmen, sich aus Spendenzusagen zurückzuziehen, sagt der Verbandsvorsitzende Matthias Buntrock. Er berichtet, dass internationale Fundraising-Experten schlechte Zeiten besonders für
die Entwicklungshilfe voraussagen, wie auch für die Bereiche Kunst, Kultur und Tierschutz.

Die Welthungerhilfe erwartet denn auch vor allem von den Unternehmen infolge der Finanzkrise weniger Spenden. Der Rückgang könne bis zu einer halben Million Euro ausmachen, sagt Spendenwerber Scholz. Das bedeute jedoch nicht, dass dieses Geld nicht aus anderen Bereichen eingeholt werden könne, wie zum Beispiel durch Stiftungen.

Wegen der Unsicherheit der Unternehmensspenden betont Scholz die Bedeutung der privaten Spender: «Entscheidend für die sichere Planung sind bei uns die Dauerspender, die im Monat kleinere Beträge von 10 bis 15 Euro pro Monat spenden.» Auch wenn die Privatspenden bei der Welthungerhilfe nur rund ein Viertel der gesamten Spenden von rund 32 Millionen Euro ausmachen, haben sie laut Scholz ihren besonderen Wert. «Sie kommen regelmäßig, sind langfristig planbar und erreichen uns mit wenig Aufwand», sagt Scholz.

Die kirchlichen Hilfswerke setzen vor allem auf ihre treue Stammklientel. Bei der Entwicklungsorganisation «Brot für die Welt», die in ein Jubiläumsjahr geht, sind nach eigenen Angaben noch keine Auswirkungen zu spüren. Vielmehr erwarten die Verantwortlichen einen Zuwachs. «Wir erhoffen uns einen Schub durch die 50. Spendenaktion, die wir am ersten Advent starten», sagt Sprecher Peter Liebe.«

Auch bei der katholischen Organisation Misereor ist man zuversichtlich. »Wir haben unsere Hauptspendezeit in der Fastenzeit von Februar bis März ohnehin schon hinter uns", sagt eine Sprecherin. Ebenso wenig rechnet der katholische Caritasverband mit einem Einbruch.

Fundraiser Buntrock rät den Hilfswerken, vor allem auf Vertrauen und Kontinuität der Spender zu setzen. Neue Strategien müssten dafür nicht entwickelt werden. Am wichtigsten sei es, die Spender langfristig zu binden. Gerade bei Unternehmen sei es wichtig, in Kontakt zu bleiben, auch wenn sie für eine Weile aus der finanziellen
Unterstützung aussteigen.

(epd)