Leiter des Düsseldorfer Katholischen Büros wird 70 Jahre alt

Seelsorger in der Landespolitik

Karl-Heinz Vogt kann verschwiegen sein wie nur wenige. Was die Öffentlichkeit nichts angeht, wird sie von dem Prälaten nicht erfahren. Das gilt für Seelsorgegespräche, die viele, auch Landtagsabgeordnete, bei ihm suchen. Es gilt ebenfalls für den politischen Austausch, der zu seinem Tagesgeschäft gehört. Seit acht Jahren ist er Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf und vertritt die Belange der Kirche gegenüber Landesregierung und Landtag in Nordrhein-Westfalen. Am Freitag wurde der geschickte Verhandler 70 Jahre.

Autor/in:
Viola van Melis
 (DR)

Den Geburtstag will der Theologe und promovierte Erziehungswissenschaftler im kleinen Kreis feiern. Das 50-Jahre-Jubiläum des Katholischen Büros Anfang Dezember dagegen soll groß in der Landeshauptstadt begangen werden. Viele Vertreter der schwarz-gelben Landesregierung und Abgeordnete jeder Couleur dürften sich, wie beim jährlichen Neujahrsempfang des Büros, im katholischen Maxhaus einfinden. Vogt hat gute Kontakte ins Kabinett und in die Fraktionen. Mit seiner Meinung hält er nicht hinter dem Berg.

Ob Bestattungsgesetz, Sonntagsöffnung, Kindergärten, Kopftuchverbot oder Kopfnoten: Beharrlich trägt Vogt mit dem evangelischen Kollegen, Kirchenrat Rolf Krebs, kirchliche Sichtweisen vor. Zur Untermauerung holt er juristische Gutachten ein. Hinter verschlossenen Türen handelte er manchen Kompromiss aus - nicht immer zur Freude der Landesregierung, deren CDU-Mitglieder sich von der Kirche, der sie sich zugehörig fühlen, manches Mal mehr Rückendeckung gewünscht hätten. Unerwartet kritisierte Vogt etwa das Kopftuchverbot, weil die Schulen in NRW laut Landesverfassung kein religionsfreier Raum seien.

Die fünf Bischöfe im bevölkerungsreichsten Bundesland sind mit Vogts Arbeit zufrieden, wie aus den Generalvikariaten zu hören ist. Seine Besprechungen mit ihnen, den Generalvikaren und evangelischen Präsides leitet er ruhig und vermittelnd, heißt es. Thematisch sei er stets penibel vorbereitet. Zuweilen hat Vogt Mühe, die Bistümer Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn unter einen Hut zu bringen. Vogt selbst sieht sich durch sein kölsches Gemüt
begünstigt: "Ich nehme mich nicht zu ernst und gehe immer davon aus, dass man sich verständigen und Kompromisse finden kann."

Zum Priesterberuf über die Jugend- und Messdienerarbeit
In Maastricht als Sohn eines Bonner Schneidermeisters und einer Niederländerin geboren, kam Vogt in den Kriegswirren 1944 nach Porz am Rhein. "Vom Dachgeschoss konnten wir die Türme des Kölner Doms sehen", erinnert er sich. Zum Priesterberuf habe ihn die Jugend- und Messdienerarbeit gebracht. Vogt nahm das Theologiestudium in Bonn und Münster auf. Ihn faszinierten die Vorlesungen des Fundamentaltheologen Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI. "Er hat uns absolut neue Horizonte eröffnet."

1965 folgte die Priesterweihe und eine Stelle als Jugendseelsorger.
Dass der Geistliche, der gern laut lacht, gut mit jungen Leuten umgehen konnte, sprach sich bis zu Kardinal Joseph Höffner herum. Er holte ihn in die Priesterausbildung: 1969 wurde er zunächst zweiter Mann in der Leitung des Theologenkonvikts Collegium Albertinum in Bonn und 1975 Direktor. "Diese Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat mich geprägt. In der Kirche wehte ein Wind der Freiheit." Das Priesterbild habe sich verändert. "Wir wollten keine braven Seminaristen, sondern Männer, die sich eigenständig zum geistlichen Leben entschließen."

Von 1983 bis 2000 leitete Vogt den Kölner Stadt-Caritasverband. Die Sozialpolitik lag ihm immer am Herzen. Er setzte sich stark für Flüchtlinge ein und gründete in der Domstadt als Pilotprojekt ein Therapiezentrum für Folteropfer. Vogt sitzt in den Aufsichtsräten einiger Stiftungen. Mit 70 Jahren würde er manche Aufgabe gern abgeben. Er wünscht sich mehr Zeit für entspannendere Tätigkeiten als Sitzungen und Empfänge: Wandern und Opernbesuche stehen oben auf der Liste.