Rüttgers sieht in Finanzkrise Krise der Werte

Fleiß, Anstand und Ehrlichkeit

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sieht in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise auch eine Krise der Werte. "Wir haben eine fast schrankenlose Gier und zugleich Leichtfertigkeit erlebt", sagte Rüttgers zur Entwicklung der Finanzmärkte. Die Botschaft aus der Krise sei, dass Werte wie Fleiß, Anstand und Ehrlichkeit auch in der Wirtschaft wieder mehr Gewicht haben müssten.

 (DR)

Der Ministerpräsident verteidigte die soziale Marktwirtschaft als Rahmen für eine gerechte Gesellschaft. «Nicht die Marktwirtschaft ist gescheitert, sondern bestimmte Ausformungen des Marktradikalismus», sagte Rüttgers beim Kongress der «Initiative Forum Zukunft». International verbindliche Spielregeln seien nötig, um die Märkte zu kontrollieren. Solche Regeln müssten die Europäer auch gegen Widerstand aus den USA durchsetzen.

Bodo Hombach, Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, warnte davor, die andauernde Krise für Parteipolitik zu missbrauchen. Um den Problemen zu begegnen, seien ideologiefrei Lösungen nötig. «Da ist überhaupt kein Platz für Populismus», mahnte der ehemalige Kanzleramtsminister unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). Um die Folgen des wirtschaftlichen Rückgangs abzufedern, müsse auch das Ziel der Haushaltskonsolidierung zurückgestellt werden, forderte Hombach.

Verantwortliche in die Verantwortung nehmen
Ethische Wertvorstellungen und wirtschaftliches Handeln müssen nach Ansicht von Karl-Ludwig Kley, Vorstandschef des Pharmakonzerns Merck, miteinander verknüpft werden. Dazu gehöre auch das Prinzip der Haftung von Verantwortlichen in den Unternehmen. Wer Verantwortung trage und dafür gut entlohnt werde, solle für seine Entscheidungen auch haften, sagte Kley.

Auch der katholische Sozialwissenschaftler Anton Rauscher betonte, dass für wirtschaftliche Entscheidungen Haftung übernommen werden müsse. Deshalb müssten Wege gefunden werden, Verantwortungsträger im Wirtschafts- und Finanzsystem am Risiko zu beteiligen, sagte Rauscher. Darüber hinaus mahnte der katholische Theologe, nicht alle Bereiche des Lebens den Marktgesetzen zu unterwerfen.

Die Podiumsdiskussion fand auf Einladung der «Initiative Forum Zukunft» statt. Mitglieder im Kuratorium sind unter anderem die Bertelsmann-Vorsitzende Liz Mohn, DRK-Präsident Rudolf Seiters, Sportfunktionär Franz Beckenbauer und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso.