Kenia: Weiterhin kein Lebenszeichen der entführten Ordensfrauen

Verschleppt nach Somalia?

Von den in Kenia verschleppten italienischen Ordensfrauen gibt es auch am dritten Tag nach der Entführung kein Lebenszeichen. Unterdessen äußerte der Bischof von Dschibuti, Giorgio Bertin, die Einschätzung, die beiden Frauen seien von gewöhnlichen Banditen in der Hoffnung auf Lösegeld gekidnappt worden. Einen islamistischen Tathintergrund halte er für weniger wahrscheinlich.

 (DR)

Nicht auszuschließen sei auch, dass ein lokaler Clan die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich ziehen wollte, sagte der Bischof, der zuvor in der betreffenden Region im Nordosten Kenias tätig war. In der vergangenen Woche habe die kenianische Polizei illegale Waffen von sich befehdenden Stämmen beschlagnahmt. «Kann sein, dass sich jemand darüber geärgert hat», sagte Bertin laut dem Pressedienst.

Die Ordensfrauen Caterina Giraudo (67) und Maria Teresa Oliviero (61), Mitglieder einer im norditalienischen Cuneo ansässigen Missionsgemeinschaft, waren in der Nacht zum Montag von bewaffneten Männern aus ihrem Haus in El Wak in Nordostkenia entführt und vermutlich nach Somalia verschleppt worden. Das italienische Außenministerium bat unterdessen die Medien eindringlich um Zurückhaltung, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Der Apostolische Nuntius in Kenia, Erzbischof Alain Paul Lebeaupin, hatte bereits am Dienstag in Radio Vatikan an die Entführer der beiden italienischen Ordensfrauen appelliert, ihre Opfer unverzüglich freizulassen. Zugleich äußerte der Vatikan-Botschafter die Befürchtung, der Vorfall könne das Verhältnis zum Islam trüben. Bislang habe es in dieser mehrheitlich von Muslimen bewohnten Region «niemals Probleme mit der muslimischen Gemeinschaft» gegeben. Bei der Verschleppung handle es sich um einen für Kenia beispiellosen Vorgang.

Entführer wollten keine Wertgegenstände
Die sechs Entführer seien mit automatischen Waffen, einer Handgranate und einer Rakete gegen die örtlichen Polizeikräfte vorgegangen, so der Leiter der Missionsgemeinschaft, Pater Pino Isoardi. Sie hätten es nicht auf Wertgegenstände und Geld abgesehen gehabt, sondern ausschließlich auf die Entführung der Frauen. Die beiden Nonnen arbeiteten in Gesundheits- und Ernährungsprojekten nahe der Grenze zu Somalia und leben seit Jahrzehnten in Afrika.

Die Ordensgemeinschaft wurde 1951 in Cuneo, Norditalien, gegründet und nach dem französischen Priester Charles de Foucauld benannt, der als Missionar in Afrika tätig war.