Gegen die Klimakrise helfen keine Rettungspakete

"Die Kirche kann nicht schweigen"

Die Klimakrise wird nach Ansicht des Präses der westfälischen Landeskirche, Alfred Buß, noch schlimmere Folgen haben als die Finanzkrise. Dies sei zu erwarten, da es bei der Klimakrise kein staatliches Handeln mit riesigen Geldmengen als korrigierende Kraft gebe, sagte Buß vor der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, die seit Montag in Bielefeld-Bethel tagt. Zugleich warnte der Theologe davor, dass die Finanzkrise alle anderen globalen Probleme aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Klimawandel und Ernährungskrise würden dadurch immer schlimmere Ausmaße annehmen.

 (DR)

Staatliches Handeln müsse weltweit Regeln und Rahmenordnungen setzen, betonte Buß. Er beschrieb es als Aufgabe des Staates, «die Grundlagen des Lebens zu schützen, auch für kommende Generationen». Außerdem gehe es darum, dass alle am wirtschaftlichen und sozialen Leben teilhaben können. Die globale Veränderung des Klimas führe aber genau zum Gegenteil: «Wir erkennen immer deutlicher, wie sehr der Klimawandel Armut verschärft und Leben bedroht, Entwicklungsmöglichkeiten untergräbt und Ungerechtigkeit verstärkt.»

Die Klimakrise trifft nach Einschätzung des Umweltbeauftragten der westfälischen Kirche, Klaus Breyer, vor allem die Schwächsten der Gesellschaft. «Benachteiligung, Ausgrenzung und Armut werden durch die explodierenden Preise für Energie und Nahrungsmittel verstärkt», sagte der Theologe in Schwerte. Deshalb sei konsequenter Klimaschutz unerlässlich für mehr Gerechtigkeit und Menschenwürde.

Nachhaltige Entwicklung jetzt einleiten
Die nationale und internationale Energie- und Klimapolitik habe bisher versagt, kritisierte Breyer und forderte: «In dieser historischen Situation kann die Kirche nicht schweigen, sondern muss als Anwalt der Schwachen und der Schöpfung Partei ergreifen.» Nach Erkenntnissen von Klimaexperten öffne sich jetzt vielleicht zum letzten Mal ein Zeitfenster von zehn Jahren, um eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche Entwicklung einzuleiten.

Auch die Kirche selbst muss nach Breyers Worten konsequenter ihren Energieverbrauch verringern. Bundesweit verbrauchten Einrichtungen der Kirche und Diakonie soviel Wärme und elektrische Energie wie die Stadt Hannover. Die Kirche müsse auch klimazerstörende Lebensstile zum Thema machen. Das könne jedoch nicht gelingen, wenn Kirchengemeinden sorglos mit Ressourcen umgingen, unterstrich Breyer.
Er regte die Entwicklung eines verbindlichen Energiespar- und Klimaschutzkonzepts 2020 für die Evangelische Kirche von Westfalen an.

Wenn jeder mitmacht...
Um die Klimaschutzziele in Europa zu erreichen, mahnte Breyer eine umfassende Trendwende beim Einsatz und bei der Bereitstellung von Energie an. So müsse von ineffizienten zentralen Energieverteilern auf dezentrale und effizientere Verfahren wie Kraftwärmekoppelung und erneuerbare Energien gesetzt werden. Zugleich müsse der Verbraucher durch den Einsatz von energieeffizienten Geräten seinen Stromverbrauch reduzieren. Dazu sei eine wirkungsvolle Energie- und Klimaschutzstrategie notwendig, die über mehrere Legislaturperioden durchgehalten werden müsse.

Die Globalisierung und ihre Gestaltung ist das Schwerpunktthema der Tagung des westfälischen Kirchenparlaments, die noch bis Freitag dauert. Die Landessynode wird sich zudem mit Nachwahlen der Kirchenleitung und dem Haushaltsplan 2009 befassen.