Verladung der Atommüllbehälter in Dannenberg dauert an

Kampf um die letzten Kilometer

Im niedersächsischen Dannenberg werden seit dem frühen Montagmorgen weiterhin die insgesamt elf Atommüllbehälter für das Zwischenlager Gorleben von Waggons auf Spezial-Lkw verladen. Voraussichtlich noch im Verlauf des Montags soll dann der aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague kommende Atommüll auf der Straße ins 20 Kilometer entfernte Zwischenlager transportiert werden. Der Transport war am Freitagabend in Frankreich gestartet. Am Wochenende hatten rund tausende Menschen in Gorleben demonstriert, so viele wie seit Jahren nicht mehr.

 (DR)

Auf dem letzten Teilstück zwischen Lüneburg und Dannenberg musste der Zug wiederholt stoppen. Bei Leitstade kletterten drei Aktivisten auf einen der Waggons. Sie wurden nach Polizeiangaben aber bereits kurze Zeit später wieder heruntergeholt.

Entlang der Bahnstrecke war es im Verlauf des gesamten Sonntags immer wieder zu Blockadeaktionen und Protesten gekommen. Die Polizei räumte mehrere Sitzblockaden bei Tollendorf und bei Hardingen. Bei Hardingen wurden rund 200 Atomkraftgegner vorübergehend in Gewahrsam genommen. Auch bei Tollendorf nahmen die Einsatzkräfte Demonstranten in Gewahrsam.

«Hohe Aggressionsbereitschaft»
Bei Göhrde/Hitzacker kam es nach Polizeiangaben am Sonntagabend mehrfach zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Teilweise habe es eine «hohe Aggressionsbereitschaft» gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Er sprach von «massivem Widerstand». Es habe Übergriffe auf Beamte und Dienstfahrzeuge gegeben. Es seien Steine und Flaschen geflogen. In Metzingen setzte die Polizei auch Wasserwerfer ein. Demonstranten hatten auf der Bundesstraße 216 Barrikaden errichtet und in Brand gesteckt.

Bereits am Sonntagmorgen hatten Atomkraftgegner auf und entlang der Bahnstrecke bei Leitstade mehrere Barrikaden entzündet. Rund 700 Atomkraftgegner wurden von der Polizei unter Einsatz von Schlagstöcken von der Strecke gedrängt. Dabei wurden auch Wasserwerfer eingesetzt. An einigen Stellen wurden Schienenanlagen unterhöhlt. Am Nachmittag räumte die Polizei bei Harlingen Sitzblockaden der Initiative Widersetzen, an denen sich rund 300 Menschen beteiligten. Bei Eichdorf ketteten sich am Abend zwei Aktivisten zwischenzeitlich an die Gleise.

Der Transportzug mit hochradioaktivem Müll aus der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague hatte am Sonntagmittag gegen 13.30 Uhr Niedersachsen erreicht. Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace, die mit Infrarotkameras den Zug fotografieren ließ, sollen mindestens zwei Behälter eine deutlich höhere Wärme abstrahlen als bei früheren Transporten.

Der Transport war am Freitagabend in Frankreich gestartet. Am Samstag hatten rund 14 500 Menschen in Gorleben demonstriert, so viele wie seit Jahren nicht mehr. Bereits seit Samstagabend blockieren Atomkraftgegner die Zufahrt zum Zwischenlager in Gorleben. Nach Polizeiangaben beteiligten sich daran am frühen Montagmorgen mehrere Hundert Atomkraftgegner. Landwirte blockierten seit Sonntagabend mit ihren Traktoren eine der beiden möglichen Straßenstrecken für den Straßentransport nach Gorleben. In der Ortschaft Quickborn versperrten die Bauern mit rund 40 Schleppern die Straße. Quickborn liegt auf halber Strecke zwischen dem Zwischenlager und dem Verladebahnhof Dannenberg