Tausende Metaller legen Arbeit nieder

IG Metall verschärft Streiks

Die IG Metall hat ihre Warnstreiks ausgeweitet. Um Mitternacht begannen die Beschäftigten bei Bosch und Siemens in Bayern mit dem Ausstand. Im Düsseldorfer Daimler-Werk legte die gesamte Nachtschicht die Arbeit nieder. Im Laufe des Tages sollen sich Metaller bundesweit beteiligen.

Autor/in:
Ralf Beunink
 (DR)

Die Arbeitgeber forderten indes die Gewerkschaft auf, die durch die Finanzkrise und den Abschwung verschärfte Situation in der Branche zu berücksichtigen. Bundesweit arbeiten rund 3,6 Millionen Menschen in der Branche.

Der IG-Metall-Chef des traditionellen Pilotbezirks Baden-Württemberg, Jörg Hofmann, kündigte für diese Woche flächendeckende Warnstreiks im gesamten Südwesten an. Er sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", "sehr viele Kollegen werden sich an den Warnstreiks beteiligen, überall im Ländle, in einer sich steigernden Welle". In Nordrhein-Westfalen sollen am Montag 55 Betriebe bestreikt werden, darunter unter anderem das Sprinter-Werk von Daimler in Düsseldorf. Am Dienstag sollen dann Streiks in rund 190 weiteren Betrieben organisiert werden. Bis Freitag sollen weitere Arbeitsniederlegungen folgen.

"Dieses Minus-Angebot ist eine Beleidigung"
Bereits am Samstag hatten sich bundesweit rund 8000 Menschen an ersten Warnstreiks nach dem Auslaufen der Friedenspflicht beteiligt. Ein Schwerpunkt war Ingolstadt, wo rund 4000 Mitarbeiter von Audi kurzzeitig die Arbeit niederlegten, wie die IG Metall in Frankfurt am Main mitteilte. Auch in zahlreichen anderen Städten, unter anderem Neckarsulm, Offenbach, Neuwied, Paderborn, Itzehoe, Berlin, Hannover und Augsburg, beteiligten sich Beschäftigte der Nachtschichten an den Warnstreiks.

IG-Metall-Vize Detlef Wetzel kritisierte das Tarifangebot der Arbeitgeber von insgesamt 2,9 Prozent. "Dieses Minus-Angebot ist eine Beleidigung", sagte er. Es erkenne weder die Leistung der Menschen an, noch gleiche es die Preissteigerung aus. "Auf dieser Basis ist eine schnelle Einigung nicht möglich", fügte er hinzu. Gleichzeitig bekräftigte er die Forderung der Gewerkschaft von acht Prozent.

"Ein solches Rad zu drehen ist unangemessen"
Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser warnt die IG Metall indes vor Streiks. "Ein Streik, der wie vor 150 Jahren darauf ausgelegt ist, dem Betrieb Schaden zuzufügen, trifft letztlich alle, mit zeitlicher Verzögerung auch die Beschäftigten", sagte Kannegiesser der "Welt am Sonntag". In einer so vernetzten Branche wie der Metallindustrie habe sich der klassische Arbeitskampf überholt. "Beim Ausmaß einer Lohnerhöhung ein solches Rad zu drehen ist unangemessen", fügte er hinzu. Kannegiesser kritisierte, die Forderung der Gewerkschaft stamme aus einer konjunkturell ganz anderen Lage und Stimmung. Die Gewerkschaft sei der veränderten Situation bislang nicht nachgekommen.

Auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt kritisiert die Haltung der IG Metall. Die Forderung sei maßlos überzogen, sagte er im Deutschlandfunk. Das Angebot der Metall-Arbeitgeber von 2,9 Prozent sei fair und der Situation angemessen. "Ich appelliere an die IG Metall, sich diesem Vorschlag gegenüber aufgeschlossen zu zeigen und dazu beizutragen, dass ein Abschluss erzielt wird, der die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt", sagte Hundt.