NRW-Bildungskommission kann sich nicht auf Empfehlungen zur Schulpolitik einigen

Keine "Chancen für Kinder"

Die Enquete-Kommission "Chancen für Kinder" im Düsseldorfer Landtag hat sich nach zweijähriger Arbeit nicht auf einheitliche Empfehlungen für die Bildungs- und Schulpolitik verständigen können. Die SPD-Sprecherin in der Kommission, Renate Hendricks, erklärte am Dienstag in Düsseldorf, neben SPD und Grünen hätten auch vier der sechs Sachsverständigen "Sondervoten" für den 224-seitigen Abschlussbericht abgegeben. In der Kommission aus 15 Mitgliedern habe es für das dreigliedrige Schulsystem aus Haupt-, Realschule und Gymnasium nach 32 Sitzungen keine Mehrheit gegeben.

 (DR)

Acht Kommissionsmitglieder hätten die derzeitige Schulstruktur als «nicht zukunftsfähig» abgelehnt, erklärte Hendricks. SPD und Grüne sahen sich in der Enquete-Kommission durch die meisten Sachverständigen bestätigt, dass «die frühe Aufteilung der Kinder auf unterschiedliche Schulformen» abzuschaffen sei und das Schulsystem «hin zu längerem gemeinsamem Lernen umgebaut» werden müsse.

Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm, einer der sechs Sachverständigen, wies am Dienstag darauf hin, dass die Übergangsquoten zur Hauptschule in etlichen nordrhein-westfälischen Großstädten bereits unter zehn Prozent lägen. «An der Hauptschule haben wir vermehrt lernschwache Schüler, die sich wechselseitig an der Entwicklung ihrer Potenziale hindern», so Klemm. Der Bildungsforscher plädierte für längere gemeinsame Schulzeiten, kleine Klassen in den ersten beiden Schuljahren sowie «regional unterschiedliche Schulformen», um angesichts des Schülerrückgangs weiter ein wohnortnahes Angebot vorhalten zu können.

Mehr Geld für Bildung gefordert
Einig war sich die Enquete-Kommission nach Darstellung der SPD-Landtagsfraktion darin, dass die Ausgaben für Bildung deutlich erhöht werden müssten. Das Land müsste seine Ausgaben für Bildung laut Bildungsforscher Klemm um vier Milliarden Euro steigern, um den Durchschnitt der OECD-Länder zu erreichen. Zudem kam die Kommission «Chancen für Kinder» übereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Ausbildung für Erzieher in den kommenden Jahren «akademisiert» und vermehrt Lehrer mit Zuwanderungshindergrund angeworben werden müssten. Nach den Feststellungen der Kommission landen Familien mit Migrationshintergrund «vielfach auf dem Abstellgleis». Derzeit beendeten nur zehn Prozent der Migrantenkinder ihre Schullaufbahn mit dem Abitur, während aber 30 Prozent aller deutschen Schüler die Hochschulreife erwürben.