Erster Moschee-Neubau in Ostdeutschland eingeweiht

Wider den Vorurteilen

Die erste neugebaute Moschee im Osten Deutschlands ist feierlich eingeweiht worden. Am Freitag fand in der Khadija-Moschee der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde im nordöstlichen Berliner Ortsteil Heinersdorf ein erstes Freitagsgebet statt. Der Bau des Gotteshauses wurde von jahrelangen Protesten begleitet. Zur Einweihung gab es neben offiziellen Gästen auch einige Demonstranten.

 (DR)

Der erste repräsentative Moschee-Neubau Ostdeutschlands ist am Donnerstagabend in Berlin eingeweiht worden. Bauherr des umstrittenen Gotteshauses im Stadtteil Pankow-Heinersdorf ist die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde. Unter den rund geladenen 300 Teilnehmern des Festaktes waren der in London lebende Kalif der Religionsgemeinschaft, Hazrat Mirza Masrur Ahmad, und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse. Als Vertreter des Erzbistums Berlin wurde der Diözesanratsvorsitzende der Katholiken, Wolfgang Klose, begrüßt.

Parallel zum Festakt fanden in der Umgebung zwei Kundgebungen von Gegnern wie auch von Befürwortern des Moscheebaus statt, die ruhig verliefen. Nach Polizeiangaben nahmen an ihnen jeweils etwa 100 Menschen teil. Ingesamt waren anlässlich der Einweihung 500 Beamte im Einsatz.

Thierse würdigte bei der Veranstaltung den Moscheebau. Es sei gut, dass nach vielen Ängsten, Vorurteilen und Missverständnissen nun der Alltag islamischen Lebens und nachbarschaftlicher Kontakte beginnen könne. Thierse rief die Gemeinde auf, offen zu sein und ihre religiösen Riten und Praktiken zu erklären. Die Anwohner sollten ihrerseits bereit sein, die bisher Fremden zu verstehen.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erklärte in einem zuvor veröffentlichten Grußwort, die Moschee stehe für die religiöse und kulturelle Toleranz der Bundeshauptstadt. Als Vertreterin des Senats betonte Integrationssenatorin Heidi Knake-Werner (Die Linke), die Eröffnung der Moschee sei der glückliche Abschluss einer hitzigen Debatte.

Der Kalif dankte allen Unterstützern des Bauvorhabens. Er hob die Loyalität der Ahmadiyya-Gemeinde gegenüber Deutschland hervor und versicherte, dass sie auch für die Moscheegegner beten werde. Die Ahmadiyya-Gemeinde hat nach eigenen Angaben rund 200 Mitglieder in Berlin und unterhält bislang ein Zentrum in Tegel. Sie bezifferte die Baukosten ihres neuen Gotteshauses auf rund 1,6 Millionen Euro, die sie durch Spenden aufgebracht habe.

Um die Moschee mit angrenzendem Gemeindezentrum hatte es einen jahrelangen Streit gegeben. Die Bauvorbereitungen waren unter anderem von einem vermutlich politisch motivierten Brandanschlag auf ein Baufahrzeug im März 2007 überschattet. Gegen das Projekt gründete sich in dem Stadtteil eine Bürgerinitiative. Sie wirft der muslimischen Gemeinde unter anderem eine Missachtung von Frauenrechten vor. SPD, Grüne und die Linkspartei unterstützten den Bau; in der CDU gibt es unterschiedliche Positionen dazu.

Aus Sicht des Verfassungsschutzes ist die Ahmadiyya-Gemeinde unbedenklich. Er schätzt sie als sehr konservative, aber friedliche islamische Sondergruppe ein. Die meisten Muslime sehen die Ahmadiyya hingegen nicht als Teil ihrer Religion an und werfen der Gemeinschaft Irrglauben vor. Besonders in Pakistan wird die Gruppe unterdrückt.