Westfälischer Friedenspreis für Kofi Annan und junge Malteser

"Welt weit mehr als wachgerüttelt"

Der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan und die Gemeinschaft junger Malteser (GjM) haben am Samstag in Münster den Westfälischen Friedenspreis erhalten. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Annan in seiner Laudatio als "einen der herausragendsten Diplomaten unserer Zeit".

 (DR)

Er habe die Welt gelehrt, dass die dringendsten Probleme nur in "globaler Verantwortungsgemeinschaft" gelöst werden könnten. Der 70-jährige Politiker aus Ghana wurde laut Jury für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

In seiner Dankesrede forderte Annan multilaterale Antworten auf die Krisen der Zeit. Der Friedensnobelpreisträger von 2001 nannte vor allem Armut, Hunger, Klimawandel und die aktuelle Finanzkrise als große Herausforderungen. Kein Land der Erde dürfe sich dabei hinter seine Grenzen zurückziehen. Vielmehr müsse die gemeinsame Verantwortung und globale Solidarität auf der Basis gemeinsamer Werte angegangen werden.

Annan, der von 1996 bis 2006 Generalsekretär der Vereinten Nationen war, wurde laut Jury ausgezeichnet, weil er "trotz vieler politischer Enttäuschungen und persönlicher Verunglimpfungen im Amt seiner Vision von einer friedlicheren Welt treu geblieben" sei. Er habe die "Welt weit mehr als wachgerüttelt".

Die Jugendorganisation des katholischen Malteserordens erhielt den Preis für ihr Engagement für behinderte Kindern in Feriencamps im Libanon. Der griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregorius III. Laham, würdigte die ehrenamtliche Arbeit der Jugendlichen als "tätige Nächstenliebe". Sie trage dazu bei, "das Bild des Christentums gegenüber dem Islam aufzuwerten". Europa müsse mehr für die Versöhnung mit arabischen Ländern tun, so der Patriarch. Christentum und Islam sollten sich "auf einer neuen Ebene fern von Krieg, Hass und Fundamentalismus" begegnen.

Die Gemeinschaft junger Malteser finanziert und organisiert die Begegnungscamps seit 1998. Daran nehmen jährlich rund 150 junge und alte Menschen aus Heimen in und um Beirut teil. Zuwendung, Respekt und Freundschaft stehen im Vordergrund, wie Projektleiterin Johanna Heereman in ihrer Ansprache betonte. Entgegen landläufiger Meinung sei die Jugend in Deutschland bereit, sich zu engagieren. "Man muss es ihr nur zutrauen. Wenn die Zukunft der Jugend gehören soll, muss sie sie auch mitgestalten dürfen."

Der Westfälische Friedenspreis wird alle zwei Jahre vergeben und ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert. Stifterin ist die Wirtschaftliche Gesellschaft Westfalen und Lippe (WWL), ein Zusammenschluss von Unternehmern der Region. Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten und Institutionen, die zum Vorbild für Friedensarbeit in Europa und der Welt geworden sind. Zudem werden junge Menschen geehrt, die sich für politische, soziale und ökologische Versöhnung einsetzen. Bisherige Preisträger sind etwa der ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel, Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU), Dirigent Kurt Masur und die Sternsinger.