Renan Demirkan im domradio-Interview

Zwei Leben in ihrer Haut

Für die meisten, die sie kennen, ist die türkischstämmige Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan bestens integriert in Deutschland. Selber spricht sie in ihrer Autobiographie "Septembertee" von "zwei Leben in ihrer Haut". domradio-Redakteurin Birgitt Schippers hat mit ihr über den vermeintlichen Widerspruch gesprochen

 (DR)

domradio: Ihr Buch, Ihre Bilanz heißt Septembertee - warum?
Renan Demirkan: Der September ist für mich zu einem Wort geworden, das in meinem Leben immer wieder aufgetaucht ist. Meine Familie und ich sind im September 1962 nach Deutschland gekommen. Ich habe meine Mutter im September 2005 verloren und wieder zurück in die Türkei gebracht. Und: Im September habe ich geheiratet. Offensichtlich ist der September ein bedeutender Monat in meinem Leben.

domradio: Sie sind als "Kind mit Migrationshintergrund" in Deutschland augewachsen - wie haben Sie sich dabei gefühlt?
Renan Demirkan: Als Kind habe ich das nicht gespürt. Ich bin auf das Leben einfach so zugegangen - und hatte dabei großartige Begegnungen. Dass ich anders war, wurde mir ausschließlich von außen herangestragen. Deshalb habe ich dann irgendwann versucht, die Frage zu beantworten: "Wer bin ich denn?"

domradio: Wie haben Ihre Eltern Sie geprägt?
Renan Demirkan: Mein Vater hat mir gezeigt, dass Bücher eine großartige Welt beinhalten. Er war die intellektuelle Seite für mich, meine Mutter dagegen die emotionale. Sie hat aus ihrem eigenen Leben berichtet. Ihr Haltegriff waren der Koran. Sie hat sich Welt aus dem Glauben heraus erklärt und gesehen. Ein Wort war zentral für beide und damit unsere ganze Familie: Anstand.

domradio: Was verstanden sie unter Anstand?
Renan Demirkan: Man kann das auf drei Grundtugenden reduzieren: Du darfst nicht töten, Du darfst nicht lügen, Du darfst nicht stehlen. Da steckt alles drin, das ist Anstand.

Hören Sie hier das Interview in voller Länge: Teil 1 und Teil 2