Der indische Bischof Sarat Chandra Nayak über die Lage in seinem Land

"Christenverfolgung trägt faschistische Züge"

"Faschistische Methoden" wirft der indische Bischof Sarat Chandra Nayak den Drahtziehern der Christenverfolgungen in seiner Heimat vor. In allen fünf indischen Bundesstaaten, in denen es derzeit Unruhen gebe, sei die nationalistische Hindupartei BJP an der Regierung, sagte Nayak am Donnerstag in München. Der Staat unternehme nichts gegen die Gewalt. Die Behörden hinderten Journalisten an der Berichterstattung vor Ort. Die christliche Gemeinschaft sei den Übergriffen militanter Hindus schutzlos ausgeliefert.

 (DR)

Nayak äußerte sich bei einem Besuch des internationalen katholischen Missionswerks missio. Der 51-Jährige ist seit knapp zwei Jahren Bischof von Berhampur im Süden der Provinz Orissa, wo die Gewalt Ende August ihren Ausgang nahm. Nayak sagte, die Ausschreitungen seien von langer Hand geplant. Die BJP kontrolliere etliche Splittergruppen, in denen es einen systematischen militärischen Drill gebe. Die Hindu-Nationalisten strebten nach einem Einheitsstaat ohne religiöse und kulturelle Vielfalt. In anderen Bundesstaaten seien radikale Hindus in gleicher Weise militant gegen Muslime vorgegangen.

In der Krisenregion in Orissa gebe es kein Dorf mehr, in dem Christen nicht drangsaliert würden, beklagte der Bischof. 25.000 Menschen seien geflohen, 5.000 Häuser zerstört und 50 Menschen ermordet worden. 1.000 Katholiken seien unter Zwang zum Hinduismus übergetreten, sonst wären sie ebenfalls getötet worden. Inzwischen seien auch die Flüchtlingslager nicht mehr sicher. Am Dienstag hätten 5.000 Hindu-Fanatiker ein Lager angegriffen, das eigentlich unter dem Schutz von Armee und Polizei stand. Von radikalen Hindus organisierte Frauengruppen blockierten die Versorgung der Lager.

Appell an die internationale Staatengemeinschaft
Nayak appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, die indische Bundesregierung zum Stopp der anhaltenden Gewalt zu bewegen. In der Verfassung des Landes sei die Religionsfreiheit verbrieft. In dem Konflikt geht es nach den Worten des Bischofs aber weniger um Religion als um grundlegende Menschenrechte. Ein großes Problem sei, dass die Schuldigen nicht verfolgt und bestraft würden.

Der Bischof warf den militanten Hindu-Führern vor, religiöse Gefühle zu instrumentalisieren. Die Kirche kümmere sich vor allem um die indischen Ureinwohner und um ausgegrenzte Angehörige der Unterschicht. Die herrschenden Kasten wollten den sozialen Aufstieg dieser Gruppen verhindern. Aus den Reihen der mehrheitlich moderaten Hindus in Indien gebe es nur wenig Kritik, weil auch sie um ihr Leben fürchteten.