Milliardenunterstützung für Münchener Hypo Real Estate

Finanzkrise

Der durch die Finanzmarktkrise angeschlagene Münchener Immobilien- und Staatsfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) hat in der Nacht eine dringend benötigte Finanzspritze aus dem deutschen Finanzsektor erhalten. Damit sei die Marktfähigkeit des DAX-Konzerns gesichert, teilten Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Montag mit. Die Bundesregierung wird die Hilfe mit einer Bürgschaft über 35 Milliarden Euro absichern. Die Bank war durch Spekulationen der irischen Tochter Depfa in eine Schieflage geraten. Der Aktienkurs der HRE ist trotz der Unterstützung um über 60 Prozent eingebrochen.

 (DR)

Die staatliche Absicherung sei «absolut notwendig», um Schaden vom deutschen Finanzmarkt abzuhalten, betonte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Torsten Albig. Eine Sondersitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses wurde für Dienstag einberufen. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte, die Entscheidung sei unter anderem «in enger Abstimmung» mit der Bundesbank und der BaFin getroffen worden. Alle hätten den Schritt begrüßt. Auch Wilhelm betonte, die Absicherung schütze andere Finanzmarktteilnehmer vor weiteren Belastungen.

Inwieweit der Haushalt belastet werde, ist laut Albig nicht abzusehen. «Niemand vermag vorauszusagen, ob die Abwicklung der HRE ohne solche Verluste möglich ist», sagte Albig. Der Bund verfüge noch über einen ausreichenden Bürgschaftsrahmen.

Gut informierten Kreisen zufolge beläuft sich nicht nur die Absicherung des Bundes auf 35 Milliarden Euro, sondern auch das Rettungspaket des Bankenkonsortium ist entsprechend hoch. Die Risikoabschirmung werde in zwei Tranchen aufgeteilt, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Eine erste Tranche über 14 Milliarden Euro teilten sich Banken und Bund, wobei die privaten Banken für 60 Prozent und der Bund für 40 Prozent aufkämen. Eine zweite Tranche über 21 Milliarden Euro entfalle allein auf den Bund.

Laut HRE hat das deutsche Bankenkonsortium für die Hypo Real Estate Holding und deren Töchter kurz- und mittelfristige Kreditlinien über «mehrere» Milliarden Euro arrangiert, deren Umfang den Refinanzierungsbedarf der Gruppe auf absehbare Zeit abdecke. Als Konsequenz der neuen Finanzierungsarrangements wird der DAX-Konzern nach eigenen Angaben Abschreibungen auf seine Beteiligung an der Depfa Bank vornehmen müssen. Das werde sich auf die Gewinn- und Verlustrechnung auswirken, kündigte HRE an. Eine Dividendenausschüttung für dieses Geschäftsjahr sei nicht zu erwarten.

Nach Informationen der «Financial Times Deutschland» haben die deutschen Banken seit Tagen nach einer Lösung zur Rettung des DAX-Konzerns gesucht. Verantwortlich für die Schieflage seien extrem kurzfristig refinanzierte Langfristprojekte, für die die Depfa Bank Geld verliehen hat. Das sei wegen des Misstrauens an den Märkten inzwischen nicht mehr möglich.

Die Depfa Bank mit Sitz im irischen Dublin ist einer der weltweit führenden Finanzierer für die öffentliche Hand. Im Juli 2007 hatte HRE für etwa fünf Milliarden Euro die Depfa übernommen. Dass die HRE angeschlagen ist, wurde bereits Mitte Januar bekannt. Damals räumte das Unternehmen überraschend ein, doch von den Auswirkungen der US-Immobilienkrise betroffen zu sein und Wertkorrekturen in Höhe von 390 Millionen Euro vorgenommen zu haben.