Die Freien Wähler schwanken zwischen Wunsch nach Opposition und Koalition

Glückstaumel

Im dritten Anlauf haben es die Freien Wähler (FW) geschafft: Die Fünf-Prozent-Hürde ist übersprungen. "Ich bin gerührt und dankbar, dass wir das jetzt endlich ins Ziel geschaukelt haben", ruft der FW-Landesvorsitzende Hubert Aiwanger bei der Wahlparty am Sonntagabend im Münchner Unionsbräu seinen Mitstreitern zu. "Wir sind lange genug Mauerblümchen gewesen in diesem politischen Bayern", betont er und strotzt nur so vor Selbstvertrauen. "Bayern gewinnt mit uns. Wir Freien Wähler sind eine Kraft, auf die Bayern lange gewartet hat."

Autor/in:
Ursula Quass
 (DR)

Schlagersängerin Claudia Jung, die als Ute Singer auf Listenplatz 20 kandidierte, schwärmt: «Im Moment ist es wie Weihnachten.» Vize-Landesvorsitzende Marion Hälsig fügt hinzu: «Das Geschenk hat uns nicht das Christkind, das haben uns die bayerischen Wähler gemacht.»

Die Begeisterung bei den FW-Anhängern kennt kaum Grenzen. «Wenn wir nur in die Nähe von zehn Prozent kommen würden, wäre das so was von sensationell», beschreibt die oberbayrische Spitzenkandidatin Eva Gottstein ein «noch nicht gekanntes Glücksgefühl» angesichts der Hochrechnungen. «Sieben bis acht Prozent waren realistisch, aber von diesen Regionen hätten wir nicht geträumt.»

Jetzt stellt sich die Frage nach der Zukunft
Dicht an dicht drängen sich die Verfechter von mehr Mitsprache für die Kommunen, kostenfreier Kinderbetreuung und Bürokratieabbau um einen viel zu kleinen Fernseher und verfolgen unter lautem Johlen, Klatschen und hämischem Gelächter angesichts der CSU-Schlappe die TV-Wahlberichterstattung. Sah es anfangs so aus, als könnten wegen des Presseandrangs die Plätze knapp werden, so ist diese Sorge schnell zerstreut: Auf ihren Plätzen hält es ohnehin die wenigsten.

Zwiespältig sind die Jubelnden, wenn es um die Frage nach der Zukunft geht. «Es geht nicht um Posten oder Positionen», betont Aiwanger. «Ob Opposition oder Koalition, das ist uns egal. Wir gehen dahin, wo wir am meisten umsetzen können.»

«Wenn man das erste Mal im Landtag ist, ist es vielleicht besser, in Opposition zu gehen», ist auch Jung überzeugt. «Wirklich etwas bewegen können wir aber in der Koalition», lautet ihre Einschätzung. Auch Gottstein hält es persönlich für besser, «wenn wir erst mal Erfahrung sammeln dürfen». Offiziell lautet die Parole: «Wir können mit jedem.» Geredet werde mit allen, betont Gottstein. «Dann muss man überlegen, wie wir unsere Ziele umsetzen können.» Eines aber steht fest: «Wir haben schon jahrelang gute Arbeit geleistet. Das wollen und dürfen wir jetzt endlich auch im Landtag zeigen.»