Kirchen kritisieren Irak-Beschluss der EU-Innenminister

Flüchtlinge

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben den Beschluss der EU-Innenminister kritisiert, die Entscheidung über die Aufnahme irakischer Flüchtlinge erneut zu vertagen. Die Deutsche Bischofskonferenz bedauere, dass sich die EU-Minister noch nicht auf eine Kontingentlösung für verfolgte religiöse Minderheiten aus dem Irak verständigt hätten, sagte ihr Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag vor Journalisten in Fulda.

 (DR)

Der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Stephan Reimers, nannte in Berlin den weiteren Aufschub der Entscheidung «unverständlich».

Die EU-Innenminister hatten am Donnerstag beschlossen, dass zunächst eine Expertenkommission gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die Lage der Flüchtlinge in den Erstaufnahmestaaten Syrien und Jordanien überprüfen soll. Die Experten sollen voraussichtlich Anfang November in die Irak-Nachbarländer reisen.

Reimers erklärte, die «prekäre Situation der Flüchtlinge» in Syrien und Jordanien sei gut dokumentiert und den Mitgliedstaaten hinreichend bekannt. Angesichts der Not der Betroffenen sei zu hoffen, dass die Expertenreise schnell stattfinde. «Es ist Zeit, die Versprechen in die Tat umzusetzen», sagte Reimers. Er forderte die Bundesländer auf, die Aufnahme von Flüchtlungen bereits jetzt vorzubereiten.

Zollitsch sagte, immerhin bleibe die Tür für eine humanitäre Lösung offen. Die Bischöfe hofften weiterhin auf eine «großzügige Aktion» der europäischen Staaten. Beobachter gehen davon aus, dass die EU-Staaten nach Überprüfung der Lage in den irakischen Nachbarländern bis zu 10.000 Flüchtlinge aufnehmen könnten.