Bahn-Vorstand prüft Verzicht auf Bedienzuschlag

Späte Einsicht

Die Deutsche Bahn will auf die Proteste gegen den geplanten Bedienzuschlag an ihren Fahrkartenschaltern offenbar reagieren und denkt über weit reichende Änderungen an dem Konzept nach. Nach Informationen des "Tagesspiegels" will der Vorstand des Konzerns an diesem Freitagmorgen darüber beraten, weitere Kundengruppen von der Gebühr von 2,50 Euro beim Kauf eines Tickets auszunehmen.

 (DR)

Alternativ könne das gesamte Konzept gekippt werden. «Dem Vorstand ist klar, dass es sich nicht lohnt, für die Gebühr einen Krieg anzufangen», sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person aus dem Aufsichtsrat. Ein Bahn-Sprecher lehnte einen Kommentar ab und sagte nur, die Ausgestaltung der Gebührendetails sei noch unklar.

Den internen Planungen zufolge soll die Gebühr der Bahn unter dem Strich Zusatzeinnahmen von 60 Millionen Euro bringen. «Das ist zwar viel Geld, angesichts eines Umsatzes von mehr als 30 Milliarden Euro ist ein Verzicht darauf aber zu verschmerzen», sagte der Bahn-Insider. Allerdings seien die Personalkosten in den Reisezentren bereits auf mehr als 100 Millionen Euro gestiegen. «Allen ist klar, dass man da etwas tun muss.» Eine Möglichkeit sei, an Stelle eines Aufschlags für Schalterkunden einen Rabatt für Käufe im Internet und am Automaten einzuführen - dies werde aber womöglich erst 2009 umgesetzt, hieß es weiter. Verärgert sei man im Konzern über die Haltung der Regierung und der Gewerkschaften. Auf der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch in London «haben die nicht einmal gehustet». Erst danach sei der Aufschrei gekommen - «das ist nicht in Ordnung».

Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) lehnt den geplanten Bedienzuschlag komplett ab. Ein Blick auf die Tarifstrukturen anderer europäischer Länder wie Österreich, Schweiz, Engeland, Niederlande, Spanien und Frankreich zeige, dass keines dieser Länder einen Bedienzuschlag von seinen Kunden verlange, teilte Seehofer am Freitag mit. Der Vorschlag, den Bedienzuschlag entfernungsunabhängig mit 2,50 Euro zu veranschlagen, würde im Regionalverkehr zu erheblichen Preiserhöhungen führen.

Seehofer wies zudem auf die Rechtsprechung im Bankenbereich hin. Der Bundesgerichtshoe habe «Schaltergebühren» immer wieder als unzulässig erklärt. So seien die Pläne der Deutschen Bahn komplett abzulehnen. Die Überlegung, für bestimmte Personengruppen Ausnahmen vorzubereiten, löse die grundsätzlichen Mängel des Vorschlages in keiner Weise, betonte Seehofer.