Bhutto-Witwer Zardari wird Pakistans neuer Präsident

Kehrt Ruhe ein?

Kaum drei Wochen nach dem Rückzug von Ex-General Pervez Musharraf als Präsident von Pakistan ist Asif Ali Zardari zu seinem Nachfolger gewählt worden. Der Witwer der bei einem Attentat getöteten Politikerin Benazir Bhutto siegte am Samstag deutlich mit 482 von 702 Stimmen, berichtete der pakistanische TV-Sender Dawn News. Mit der Wahl wird Zardari neben Armeechef Asfaq Kayani zum mächtigsten Mann des Atomwaffenstaates.

 (DR)

Der Präsident wird mit den Stimmen der beiden Kammern des Parlaments und den vier Provinzversammlungen für die Dauer von fünf Jahren bestimmt. Zardari erbt mit dem neuen Amt enorme Vollmachten, die von Musharraf eingeführt wurden. Er darf das Parlament auflösen und die Regierung entlassen. Zudem setzt er als Präsident den Armeechef, den Vorsitzenden der Wahlkommission und die Provinzgouverneure ein.

Bis zum Tod seiner Frau vor gut acht Monaten war Zardari politisch kaum in Erscheinung getreten. Er hatte unmittelbar nach dem tödlichen Anschlag Ende Dezember die Führung der Pakistanischen Volkspartei (PPP) von seiner Frau übernommen. Bis zu seiner überraschenden Kandidatur als Präsident hatte er stets jegliche Ambitionen auf hohe politische Ämter verneint. Seine Kandidatur führte zum endgültigen Bruch mit dem Koalitionspartner Nawaz Sharif, dessen Partei einen Gegenkandidaten für das höchste Staatsamt ins Rennen führte.

Zardari ist wegen seiner Verwicklung in zahlreiche Korruptionsverfahren in Pakistan eine umstrittene Figur. Insgesamt hat er elf Jahre im Gefängnis zugebracht. Er hat stets behauptet, die Verfahren seien politisch motiviert gewesen. Den politisch kaum geprüften Zardari erwarten als Präsident enorme Herausforderungen.

Die Wirtschaft der islamischen Republik steckt in einer schweren Krise, auch die Sicherheitslage verschlechtert sich zusehends. Am Wahltag verübten Taliban-Kämpfer einen Bombenanschlag auf einen Markt in Peshawar, bei dem mindestens 13 Menschen starben. In der 61-jährigen Geschichte des Landes hat noch kein ziviler Präsident eine volle Amtszeit von fünf Jahren durchlaufen.